Tönisberger Zeche ist verkauft Die Zechen-Pläne: Manufakturen, Büros, Museum und Gastronomie
Tönisberg/Krefeld · Der Vertrag ist unterzeichnet. Der Krefelder Investor Wolf-Reinhard Leendertz kauft das Tönisberger Gelände von der RAG. Bis Ende 2019 soll nun ein Nutzungskonzept mit der Stadt Kempen erarbeitet werden.
Vor allem unter den Mitgliedern des Fördervereins gab es jüngst große Zweifel: Wird das denn mal was mit dem Kauf des Tönisberger Zechengeländes durch den Investor Wolf-Reinhard Leendertz? Zu lange zogen sich schon die Gespräche zwischen dem Krefelder und der Eigentümerin der zum Teil denkmalgeschützten Gebäude, der RAG Montan Immobilien GmbH. Doch seit Montagmittag herrscht Gewissheit. Der Investor teilte mit, dass er einen Vertrag zur Übernahme mit der RAG unterzeichnet hat. Das Gelände sei am Donnerstag übergeben worden.
Verbunden mit dieser Nachricht verkündete Leendertz, der bereits in Krefeld für die Umgestaltung des früheren Verseidag-Geländes in den Mies van der Rohe-Businesspark gesorgt hat, seine Pläne für Tönisberg. Er „beabsichtigt durch die Sanierung und Ergänzung neuer Gebäude, einen Gewerbepark zu schaffen, der Natur und Arbeiten verbindet. Die Gebäude der ehemaligen Schachtanlage sollen dabei erhalten werden und zu einem Campus weiterentwickelt werden“.
Dabei soll die klare Architektur der Bestandsgebäude und des denkmalgeschützten Förderturms eine „identitäre Grundlage“ der Anlage bilden, wie es in der Mitteilung heißt. „Eine großzügige Durchgrünung des Areals unterstützt den Wunsch nach Rekultivierung, wie auch der Umsetzung des Campus-Gedankens“, so das Unternehmen.
„Anspruchsvolle Mieter, die
Wert auf Einzigartigkeit legen“
Als potenzielle Mieter für das alte Industriegelände hat Leendertz sowohl Büros als auch kleinere Betriebe im Auge: „Geplant ist eine büroorientierte Nutzung der Flächen, ergänzt durch Manufakturbetriebe für die Entwicklung und Fertigung technologisch geprägter Produkte.“ Dabei werde die Verträglichkeit mit den in der Nähe angrenzenden Wohnbauflächen gewährleistet und so eine „nachhaltige Folgenutzung der Zechenanlage ermöglicht“. Das Angebot in Tönisberg richte sich an „anspruchsvolle Mieter, die Wert auf Einzigartigkeit des Standortes legen“.
Unter Denkmalschutz stehen auf dem Gelände neben dem Förderturm auch eine Schacht- und eine Maschinenhalle. Für diese plant Wolf-Reinhardt Leendertz nach eigenen Angaben eine „halböffentliche Nutzung“. Vorgesehen seien sowohl eine Museumsfläche also auch eine gastronomische Nutzung. Das dürfte vor allem die Mitstreiter des Fördervereins freuen, die seit Jahren für den Erhalt des Zechengeländes mit einer entsprechenden Nutzung eintreten. Die Umsetzung einer weiteren Attraktion werde zudem geprüft: Möglicherweise bekommt der Förderturm sogar eine Aussichtsplattform.
Als Grund für die Verzögerungen in den Vertragsverhandlungen wurde in den vergangenen Monaten immer das komplizierte Bergrecht genannt. Dieses wird den Investor auch weiterhin beschäftigen. Denn Voraussetzung für die Umsetzung der Ideen ist eine Entlassung aus diesem Bergrecht. Dabei arbeite man mit der RAG und dem zuständigen Bergamt zusammen. Die planungsrechtlichen Voraussetzungen sollen ab sofort mit der Stadt Kempen erarbeitet werden. „Ein mit der Stadt abgestimmtes Nutzungskonzept soll bis Ende 2019 vorliegen“, teilt Leendertz mit.
Zu Kosten und Zeitplan
gibt es noch keine Aussagen
Zum Kaufpreis des Geländes machte der Investor keine Angaben. Zum finanziellen Volumen oder gar einem Zeitplan für die nächste Jahre können derzeit noch keine Angaben gemacht werden. „Die Planungen befinden sich am Anfang“, so der zuständige Leendertz-Mitarbeiter Matthias Berghaus auf Nachfrage.
Auf jeden Fall ist nun eine Menge Bewegung in dem Thema, das Politik und Verwaltung in Kempen schon seit 2002 beschäftigen. Damals hatte das Denkmalamt des LVR mit dem Verfahren für eine Unterschutzstellung der stillgelegten Anlage begonnen. Mit Blick darauf wurde der Austausch zwischen Stadt und LVR aber nicht wirklich intensiviert. 2013 erteilte die Stadt Kempen der RAG dann eine Abbruchgenehmigung und grünes Licht für die Rekultivierung des Geländes. Das wiederum rief etliche Proteste hervor und das LVR-Amt auf den Plan. Dieses befürwortete nämlich einen umfassenden Denkmalschutz für weite Teile der Gebäude.
Ministerentscheid führte im Februar 2015 zum Denkmalschutz
Davon wollte die Stadt Kempen aber nichts wissen und hielt an der Genehmigung zum Abbruch fest. Das Dezernat des damaligen Beigeordneten Stephan Kahl musste aber Ende Februar 2015 einen Rückzieher machen. Per Ministerentscheid ordnete die damals noch SPD-geführte Landesregierung eine Unterschutzstellung an.
Seitdem wurde über neue Nutzungen für die Fläche nachgedacht. Zwischenzeitlich änderte die Stadt Kempen dort auch das Planungsrecht, um die Ansiedlung von Gewerbe möglich zu machen. Und geht es nach Wolf-Reinhard Leendertz wird dies in den nächsten Jahren konkret.