Kabarett in Lobberich: „Der Himmel ist die Hölle“

„Stunk unplugged“ begeistert in Lobberich mit bitterbösen Gags und schlichtem Quatsch. Die Zuschauer schunkeln zur Karnevals-Parodie.

Lobberich. Alles schwarz, schwarz die Damen, schwarz die Herren. So seriös sich die Künstler beim Einzug auf die Bühne geben, so flugs entblößen sie ihre Tarnung: Schwarz ist vor allem ihr Humor. Da kocht Günter Ottemeyer als Biolek im Slum von Bombay ein Menü aus einer Handvoll Reis, da gibt’s im Krankenhaus der Zukunft "vier künstliche Darmausgänge zum Preis für drei". So brennt am Dienstagabend in der Werner-Jaeger-Halle ein kabarettistisches Feuerwerk, entfacht von "Stunk unplugged".

Schunkeln müssen sie auch, die über 300 Zuschauer- zum "Rhythmus des Kommunismus". Und genau diese Parodie überkommender Narrentraditionen macht deutlich, was "Stunk unplugged" mit Karneval zu tun hat. Wenig nämlich. Während die legendäre Original-Stunksitzung eine freche Alternative zum festgefahrenen Kölner Sitzungskarneval bietet, zeigen die Stunker auf ihrer Tournee, wie zeitlos weil zeitkritisch ihre kabarettistischen Gags sind.

Passt nicht auch 2008 der Sketch "Bekennervideo" von 2006? Weil der Terrorist keine 3000 Euro für die Sendung seiner Bombendrohung löhnen kann, muss er neben seiner Maschinenpistole passende Werbeprodukte wie Kraft-Ketchup in die Kamera halten.

Untergegangen sind sie alle, "die Römer, die Inkas, die SPD". Mit solchen Sticheleien aktualisiert Moderator Reiner Rübhausen das Programm. Das bietet bitterböse Gags wie schlichten Quatsch, vor allem aber klasse Musik von Purple Schulz und Josef Piek. Träumen könnte man, wenn die beiden wunderbar "Sound of Silence" von Simon & Garfunkel spielen - würden nicht die Stunker dazu "Humba humba täterä" singen.

Noch eins drauf gibt Tom Simon, wenn er als Pummel-Elvis die Ballade "In the Ghetto" in "Troisdorf-Sieglar" spielen lässt. Urkomisch, wie Bruno Schmitz als Masochist den Sinatra-Hit "My way" interpretiert: Ihm tut es besonders schön im "Mai weh".

Kann "Dinner for one" in einer Kölschen Kneipe spielen? Die Stunker machen’s einfach. So viel Blödsinn steckt an. Als Rübeisen fragt "Der Niederrhein, ist der katholisch oder evangelisch?", antworten einige Zuschauer: "Ja!"

Originell auch, wenn die Stunker als FC-Köln-Fans im Kölner Dom zur Lesung von Matthäus rufen: "Wir wollen den Lukas..." Natürlich gibt’s viel Kölner Lokalkolorit - sogar Trude Herr (alias Biggi Wanninger) ist dabei: "Ich bin ein Engelchen, du Arschloch!" Sie hat’s nicht ausgehalten bei Mutter Teresa und Wim Thoelke: "Der Himmel ist die Hölle!"

Himmlischen Spaß macht’s den Zuschauern. Sie erhalten ihre Zugabe, lachen besonders über den "indischen Schattenkünstler" Günter Ottemeyer, der ihnen als Lebensweisheit mit auf den Weg gibt: "Wer seinen Schatten nicht sieht, sollte das Licht anmachen!" Sonst wäre ja alles schwarz.