Kabarettist Joachim Henn: Niederrheinische Philosophie
Joachim Henn gab eine szenische Lesung mit Texten des Kabarettisten.
Grefrath. „Tach zusammen“, begrüßt Joachim Henn am Sonntag seine Zuschauer — ganz wie einst Kabarettist Hanns Dieter Hüsch. Gut 60 Personen kamen zur szenischen Lesung „Hüsch und die Verwandten“ des Dramaturgen und Rezitators in der Grefrather Buchhandlung an der Hohe Straße. Anlass war die Erscheinung des Monumentalwerks „Der große Hüsch“ — das Beste aus 33 Büchern des Kabarettisten.
Inhaber Karl Gross freute sich über den großen Zuspruch bei der Sonntagsmatinee: „In der Weihnachtszeit können wir das Geschäft nicht nachmittags für die Kultur am Montag schließen. Daher haben wir ein Experiment gewagt und die Lesung auf den Sonntagmorgen verschoben.“
Auch mit Joachim Henn waren das Publikum und Gross mehr als zufrieden: „Er versucht nicht ein neuer Hüsch zu sein und zeigt viel Respekt vor dem Mann. Das hat mir sehr gut gefallen.“
Unter anderem gab es ein Wiedersehen mit dem hochintelligenten, aber leider ewig besoffenen Ditz Atrops. „Der hätte alles werden können. Sogar Papst. Aber jetzt weiß keiner, wo der geblieben ist. Ich vermute ja, an einer Theke“, zitiert Henn aus den Werken von Hüsch, der 1925 in Moers geboren wurde und 2005 verstorben ist.
Der 59-jährige Essener Henn begeisterte sein Publikum, das teilweise Tränen lachte, mit Geschichten von der Silberhochzeit der Schlottmanns, der Beerdigung von Onkel Eberhard und von Hagenbuch. Der hat ja jetzt zugegeben, dass er jedes Jahr Geburtstag hat. Wenn auch ungern.
Nach weiteren komischen und philosophischen Ausflügen in die Kultur des Essens und zum typischen Niederrheiner, der nichts weiß, aber alles erklären kann, gab es tosenden Applaus für Joachim Henn. Dafür gab es noch eine Zugabe über die Verneigung.
Joachim Henn, der in Hombergen geboren wurde, kennt die Werke von Hanns Dieter Hüsch seit seiner Kindheit: „Er schafft einen wunderbaren Kreislauf von der Philosophie zu Alltagssituationen und wieder zurück. Leider wird der Tiefgang in seiner Arbeit oft übergangen.“