(evs) Auf einen besonderen Geburtstag darf sich der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Karl Zierhut aus Kempen freuen. Er vollendet am Sonntag, 11. August, sein 100. Lebensjahr. Immer noch lebt er – wenn auch gut betreut – in seinem Haus in Kempen, das er 1963 gebaut hat. Damals war er mit seiner Frau Margarete und den drei Kindern dort eingezogen.

Seine Frau ist leider schon vor 32 Jahren verstorben, auch seine beiden Söhne leben nicht mehr. Unterstützt wird er von seiner Tochter, die in Krefeld lebt. Kraft gibt ihm seine große Familie mit fünf Enkelkindern und sieben Urenkelkindern. Sein Gesundheitszustand ist – gemessen an den Jahren – als sehr zufriedenstellend zu bezeichnen, auch wenn die schlechte Sehkraft ihm das Lesen verwehrt, das früher zu seinen liebsten Beschäftigungen gehörte. Gerne sitzt Karl Zierhut auf der Terrasse seines Hauses und genießt den schönen Garten, auf den er immer noch sehr stolz ist. Nach Kempen hatte es die Familie damals wegen des guten Schulangebots für die Kinder und der Nähe zur Arbeitsstelle gezogen. Bis zu seiner Pensionierung vor rund 30 Jahren arbeitete der Jubilar im Vorstand der Grefrather Firma Girmes.

Seine Kindheit und Jugend waren äußerst bewegt. Geboren wurde Karl Zierhut 1924 im Böhmerwald im Örtchen Bistritz (heute Tschechien) als Sudetendeutscher. Mit 18 Jahren wurde er als Soldat eingezogen. Am Tag nach seinem 19. Geburtstag wurde er in Sizilien verletzt und kam in Kriegsgefangenschaft nach Afrika. Vier Jahre musste er dort bleiben. Die Lage verbesserte sich für ihn erst, als er für die Amerikaner als Dolmetscher arbeiten konnten. Nach der Rückkehr nach Deutschland begann er 1948 ganz auf sich allein gestellt ein Studium der Volks- und Betriebswirtschaft in Nürnberg, das er 1951 mit dem Diplom abschloss. 1953 folgt die Promotion.

Der Jubilar ist leidenschaftlicher Schachspieler. In Haus Wiesengrund gründete er einen Schachclub. Seit er keine längeren Wege mehr bewältigen kann, besuchen ihn die Schachfreunde an jedem Mittwoch zu Hause, um dort eine Partie zu spielen. Gefeiert wird das bemerkenswerte Geburtstagsjubiläum mit rund 40 Gästen, darunter Familie, Nachbarn und die Schachkollegen im Haus des Jubilars.

Obwohl die allgemeine Lebenserwartung stetig ansteigt, ist ein solch hohes Alter immer noch eine Ausnahme, wie eine Anfrage beim Einwohnermeldeamt der Stadt Kempen zeigt. In Kempen leben aktuell nur sieben Personen, die 100 Jahre und älter sind. Es sind interessanterweise nur Damen, zwei von ihnen sind 100 Jahre alt. Drei Frauen sind 101. Zwei Damen sind 102 Jahre alt und damit die ältesten Einwohner Kempens. Mit Karl Zierhut wird der Kreis der Höchstbetagten am Sonntag um eine Person erweitert. Er ist dann aktuell der älteste Mann in Kempen.