Kempen: 100 Besucher bei der Premiere von „Kino für Genießer“

WZ-Aktion: Die neue Reihe „Kino für Genießer“ für den gehobenen Geschmack fand auf Anhieb viel Zuspruch.

Kempen. Heinrich Heller (80) war 40 Jahre nicht mehr im Kino. Den Donnerstag (7. Mai) hatte sich der Grefrather aber dick im Kalender angestrichen.

"Ich bin Fontane-Fan", sagte das Mitglied des Männergesangsvereins Liederkranz. Wie er fanden knapp 100 Besucher gestern Nachmittag den Weg in die Kempener Lichtspiele am Buttermarkt. Dort wurde zur Premiere der Reihe "Kino für Genießer" die Literaturverfilmung "Effi Briest" gezeigt.

"Die Idee für diese Reihe ist wunderbar", sagte Günther Bültmann, der die Vorstellung mit seiner Frau Katharina (71) besuchte. Der 72-Jährige, früher beim Bettenhersteller Arnold beschäftigt, erinnerte sich, vor 20 Jahren in den Lichtspielen "LaTraviata" gesehen zu haben.

Danach führte der Weg seltener ins Kino, zuletzt in die Buddenbrooks-Verfilmung von Heinrich Breloer. Doch jetzt hat der Kempener einen neuen Anreiz, jeden ersten Donnerstag im Monat einen erlesenen Film zu sehen.

Ruth Scharmann (47) führte gestern ein ganz anderes Motiv in die Lichtspiele: "Ich habe meiner Mutter diese Vorstellung zum Namenstag geschenkt."

Während die Grefratherin sich an der Kino-Theke bei Andrea Kops und Miriam Lowet noch eine Tasse Kaffee besorgte, kaute ihre 79-jährige Mutter Irene Lobach im Saal 2 schon den leckeren Apfelstreuselkuchen, den Café-Peerbooms-Chef Manfred Oomen für diese und künftige Vorstellungen der Genießer-Reihe bereit stellt.

"Unser Konditormeister Michael Bürgers musste noch einige Bleche in den Ofen schieben, so viel ist hier los", freute sich Oomen über die Resonanz. Viele WZ-Abonnenten zeigten an der Kino-Kasse ihre Abo-Karte und gingen so mit einer Begleitung jeweils zwei Euro billiger in die Effi-Briest-Vorstellung.

WZ-Glücksfee Bärbel Gebhardt fischt unter den Abonennten noch fünf Namen heraus, die das nächste Genießer-Kino im Juni in Begleitung zum Nulltarif sehen. Diese Namen werden in der morgigen Ausgabe veröffentlicht.

"Tolle Idee. Es sollten weiterhin nur solche erlesenen Filme gezeigt werden", zeigte sich auch Senior-Chef Arnold Janssen (73) angetan vom "Kino für Genießer". Wovon die Kino-Freunde ausgehen können: Beim nächsten Mal, am 4. Juni, wird um 17 Uhr "Hilde" gezeigt. Ein Film, in dem Heike Makatsch die große Hildegard Knef spielt.

"Sehr angenehmes Publikum", schaute Einweiser Serhat Aydemir kurz nach 17 Uhr zufrieden in den fast ausverkauften Saal, wo man entspannt plaudernd bei Kaffee und Kuchen auf den Film wartete.

Kurz darauf schloss Theaterleiter Imad Assaf die Tür, die Lichter gingen aus, und auf der Leinwand wurde - ohne Werbe-Ouvertüre - die Geschichte von Effi Briest erzählt: einer jungen Frau mit kindlichem Wesen, die an den Konventionen im Preußen des späten 19. Jahrhunderts zerbricht.