Kempen: Alt und Jung leben harmonisch unter einem Dach

Der Verein sucht nun ein Grundstück und hat junge Architekten als Ideengeber eingeschaltet. Weil der Ansatz am Niederrhein neu ist, hat der Verein sich bei Behörden (Stadt, Ministerien) Anregungen geholt und in Bonn die nächste vergleichbare Gruppe besucht.

Kempen. Der private Verein "Besser Gemeinsam Wohnen" will loslegen: Nach einer zweijährigen Phase der Orientierung sind die zurzeit 18Mitglieder jetzt auf der Suche nach einem circa 2500Quadratmeter großen Grundstück. "Dort wollen wir unsere Wohnideen in einem Gebäude mit rund 20 Wohnungen umsetzen", sagt die Vorsitzende Ute Schmitz.

"Wir sehen uns als selbstgewählte Großfamilie", ergänzt ihre Stellvertreterin Annemarie Quick. Rund 50 Menschen sollen in dem Haus leben: Alt und Jung, Familien und Alleinstehende, mit und ohne Kinder, Behinderte, Rentner, Berufstätige.

"Der Bogen ist weit gespannt, und die Gemeinschaft soll gepflegt werden", sagt Vorstands-Mitglied Georg Strasser. Gemeinsame Unternehmungen, Absprachen, Austausch, Hilfen- "aber alles auf freiwilliger Basis, jeder Bewohner soll auch mal die Tür hinter sich zumachen können", so der ehemalige Thomaeum-Schulleiter.

"Dazu gehören Gemeinschaftsräume", sagt Ute Schmitz. Sie selbst wie ihre Vereins-Kollegen sehen sich als Mitbewohner des Pilot-Hauses, eine kreisweit bislang einzigartige Initiative. Obwohl unterschiedlichen Alters und anders gearteter Familien-Struktur, wollen sie das gewohnte häusliche Umfeld verlassen und sich auf das Abenteuer "Besser Gemeinsam Wohnen" einlassen.

Weil der Ansatz am Niederrhein neu ist, hat der Verein sich bei Behörden (Stadt, Ministerien) Anregungen geholt und in Bonn die nächste vergleichbare Gruppe besucht. Quick: "Kein Projekt ist aber mit dem anderen vergleichbar. Wir werden unseres mit Leben füllen und den Rahmen mit den Mitbewohnern diskutieren."

Weil solch ein Gebilde architektonisch schwer zu stemmen ist, hat "Besser Gemeinsam Wohnen" sich junge Ideen an Bord geholt: 40Studenten der Universität Bochum tüfteln zurzeit an Modellen, wie ein solches Gebäude angelegt sein könnte. Im Oktober will der Verein Ergebnisse präsentieren- und vielleicht schon ein geeignetes Grundstück in Kempen.

"Wir verstehen uns aber nicht als Kommune, nicht als Betreutes Wohnen und auch nicht als Senioren-Idyll", deutet Ute Schmitz an, dass man sich unter den Mitbewohnern gerne noch "junges Blut" holen möchte. Mit Blick auf die Finanzierung sieht sich der Verein keineswegs als elitärer Klub:

Wer will, soll Eigentum erwerben; wer will, lebt zur Miete; aber auch mögliche Bewohner mit Wohnberechtigungsschein sollen nicht außenvor bleiben. Auch das Bauherren-Modell (Investor, Genossenschaft...) sei völlig offen. Die nächsten Monate dürften für "Besser Gemeinsam Wohnen" eine spannende Zeit werden.