Baubetriebshof in Kempen „Können nicht überall gleichzeitig sein“

Kempen · Mit dem warmen und feuchten Mai entwickelte sich das Grün an Wegesrändern üppig. Für den Schnitt hat die Stadt eine Prioritätenliste, doch die sei nicht in Stein gemeißelt, heißt es vom Baubetriebshof: Bürger können Hinweise geben.

Im Bereich Bergstraße/Siebenhäuser wuchs das Grün zuletzt sehr üppig. Thomas Pöttrich aus Tönisberg machte sich deshalb Sorgen: Die Stelle sei sehr unübersichtlich geworden.

Foto: Norbert Prümen

Wer mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, kennt das: An manchen Stellen wächst das Grün auch an Kreuzungsbereichen im Sommer derart hoch, dass alle Verkehrsteilnehmer beim Heranfahren sehr vorsichtig sein müssen. „Ich empfinde die Situation an der Kreuzung Siebenhäuser/Bergstraße, wo ich wohne und täglich mit dem Auto herausfahren muss, derzeit als sehr gefährlich. Durch das hochgewachsene Grün ist der Bereich, der zunächst noch den Radweg kreuzt, sehr unübersichtlich geworden – zumal Radfahrer oft aufgrund des Bergabfahrens mit viel Geschwindigkeit angefahren kommen“, berichtete etwa Thomas Pöttrich aus Kempen-Tönisberg kürzlich.

Wer das Grün schneiden muss, hängt davon ab, wer für die Straße zuständig ist. Hier: der Landesbetrieb Straßen.NRW. Von dort heißt es: „Bei dem von Ihnen angesprochenen Bereich handelt es sich um einen Kreuzungsbereich. Die Sichtflächen in einem Kreuzungsbereich werden von dem Betreiber der untergeordneten Straße gemäht, somit die zuständige Gemeinde.“ Der Landesbetrieb sei laut Mähplan schon da gewesen. Straßen.NRW sagt aber auch: „Sollte eine Gemeinde vorher noch nicht vor Ort gewesen sein, nehmen wir auch den Randbereich bis zur Kreuzung mit.“

Grundsätzlich ist für Land- und Bundesstraßen der Landesbetrieb, für Kreisstraßen der Kreis Viersen, für Gemeinde- und Stadtstraßen die jeweilige Kommune zuständig. „Für uns alle gilt: Wir können nicht überall gleichzeitig sein und schneiden“, sagt Klaus Staschok, Leiter des Baubetriebshofs in Kempen. Durch den eher feuchten Mai habe sich die Vegetation üppig entwickelt. Für die von der Stadt betreuten Straßen führe man in Kempen eine Prioritätenliste, arbeite diese entsprechend ab, so Staschok. Schon seit Mai sind Mitarbeiter des Baubetriebshofs mit zwei Schlegelmähern im Einsatz und schneiden auch die Sichtdreiecke an Kreuzungen frei. Zum Radweg hin wird die Fläche komplett gemäht. Gibt es weder Rad- noch Fußweg, wird am Rand ein 80 Zentimeter breiter Streifen zur Fahrbahn freigelegt. „Wo Baumreihen sind, können es auch mal nur 60 Zentimeter sein“, sagt Staschok.

Geschnitten wird auf eine Höhe von rund fünf Zentimetern, das Schnittgut bleibt als Mulch liegen. Die Stadtreinigung achtet darauf, dass kein Müll in den Banketten liegt, damit er nicht mit geschreddert wird. Geschnitten wird in der Regel zweimal im Jahr – einmal im Frühjahr, einmal im September. Wie geschnitten wird, habe sich verändert, erklärt Andreas Drathen, Leiter des Tiefbauamts in Kempen: „Früher wurde im Frühjahr alles abgemäht.“ Um jeden Leitpfosten und jeden Pfahl habe man alles weggeschnitten. „Heute geht es ökologischer zu“, so Drathen. Wo die Sicht nicht behindert werde und man aufgrund der Verkehrssicherheit nicht schneiden müsse, verzichte man darauf. Böschungen nennt er als Beispiel.

Es gibt auch Bereiche, wo man nicht schneidet – etwa an der St. Huberter Straße, wo auf einer 200 Meter langen Bankettfläche nicht geschnitten wird, weil dort der Blaue Natternkopf steht, eine wahre Bienenweide. Dort werde die Sicht nicht behindert, deshalb könne man die Blütenpracht erhalten, so Drahten. Sie störe oder behindere niemanden. Heißt mit Blick auf Ökologie und Nachhaltigkeit: so viel schneiden wie nötig, aber nicht mehr. Die Verkehrssicherheit habe man dabei immer im Auge, betont Drathen.

Der Stadtverwaltung ist es wichtig, dass sich Bürger melden, wenn es in ihren Augen zu Problemen mit dem Straßengrün kommt, genau beschreiben, welchen Bereich sie meinen, und bestenfalls ein Foto mitschicken. Die Prioritätenliste sei nicht in Stein gemeißelt, so Staschok, sie könne bei Bedarf geändert werden. Hinweise und Fotos nimmt das Tiefbauamt der Stadtverwaltung in Kempen per E-Mail an tiefbauamt@kempen.de entgegen.