Kempen Kempen braucht bald mehr Tagesmütter
Zurzeit kann der Bedarf in der Stadt zwar gedeckt werden. Mit Blick auf die Neubaugebiete wird dieser aber ansteigen.
Kempen. 25 Tagesmütter gibt es zurzeit in der Stadt Kempen, die sich um insgesamt 105 Kinder kümmern. Zu Beginn des Jahres hat die Stadt die finanzielle Förderung verbessert. Wenn sie eine Grundqualifizierung abgeschlossen haben, erhalten Tagesmütter für Erziehungs- und Sachleistungen 3,30 Euro pro Stunde und Kind, nach der Aufbauqualifizierung 5,50 Euro. Zuvor lag die Vergütung bei drei beziehungsweise 4,20 Euro. Andere Jugendämter im Kreis hätten deutlich bessere Konditionen geboten. Daher hat Kempen nun nachgebessert.
„Die Kempener Tagespflegepersonen haben sich — spätestens seit der Einführung des Rechtsanspruchs — zu einem verlässlichen Partner des Jugendamtes im Hinblick auf die Versorgung von Kindern mit Rechtsanspruch entwickelt“, hieß es in der Begründung der Verwaltung. Ohne sie sei die sehr gute Versorgungsquote von 40 Prozent der unter Dreijährigen in Kempen nicht mehr möglich.
Zurzeit sei der Betreuungsbedarf gedeckt, sagt Katharina Terhoeven, die beim Kempener Jugendamt unter anderem für den Bereich Kindertagespflege zuständig ist. „Wir haben keine Warteliste, aber der Bedarf an neuen Tagesmüttern ist da.“ Auch mit Blick auf viele Familien, die in Kempen neu bauen und hierherziehen. Im Sommer scheiden zudem zwei Tagesmütter aus. Im März beginnt ein neuer Kurs.
Tagesmütter oder -väter sind selbstständig. Sie können bis zu acht Verträge über die Betreuung von Kindern gleichzeitig eingehen und zeitgleich fünf beziehungsweise bei Grundqualifizierung drei Kinder betreuen. Neben der Vergütung pro Stunde erhalten sie eine Erstattung über die Hälfte der Aufwendungen zur Alterssicherung sowie zur Kranken- und Pflegeversicherung und nun 30 Tage Urlaub.
Das Thema Tagespflege hatte die Stadt im vergangenen Jahr auch vor Gericht beschäftigt. Es ging um die Frage, ob auch Kinder, die älter sind als zwei Jahre, noch von der Tagesmutter oder in einer Kita betreut werden. Ein Elternpaar wünschte, die Betreuung durch eine Tagesmutter in St. Tönis zu verlängern. Die Stadt hatte die Verlängerung der Kostenübernahme verweigert und vor Gericht verloren.
„In diesem Verfahren ging es auch — und aus unserer Sicht insbesondere — um die Frage, ob wir Tagespflegeverhältnisse außerhalb von Kempen bezahlen müssen“, erklärt Jugendamtsleiterin Heike Badberg. „Unsere große Sorge war es, dass eine derartige Verpflichtung für uns dann irgendwann weder bedarfsgerecht noch finanziell planbar ist.“
Die Vermittlung von Tagespflegepersonen müsste immer mit dem jeweils zuständigen Jugendamt abgestimmt werden, weil dieses ja auch mit seinen Plätzen den Rechtsanspruch sichern müsse. Die große Nachfrage nach Tagesmutterplätzen für Kinder über zwei Jahren sei seither zumindest ausgeblieben, hat Katharina Terhoeven festgestellt. „Es gibt immer wieder vereinzelte Anfragen. Aber die meisten gehen dann doch in den Kindergarten.“ Die aktuell zwölf Kinder im Alter von zwei Jahren in der Tagespflege seien nach dem Stichtag 1. November geboren, davon möchten elf Kinder ab 1. August in die Kita wechseln.
Auch die Plätze für Kinder unter zwei Jahren in den Kindergärten seien sehr beliebt und immer voll. Während Eltern an der Tagesmutter das familiäre Umfeld und die Flexibilität bei der Betreuung schätzen, entscheiden sich Eltern für den Kindergarten, weil sie beispielsweise froh sind, wenn das Kind den Kitaplatz sicher hat oder weil es nicht die Bezugsperson wechseln muss. Auch die Konkurrenz der beiden „Mütter“ werde in einer Kindertagesstätte geringer empfunden.
Tagespflegestützpunkte sind eine Mischung. Dort kümmern sich mehrere Tagesmütter in extra dafür bereitgestellten Räumen um die Kinder. In St. Hubert in der Kita Tabaluga und in Tönisberg in der Kita Schlösschen gibt es dies bereits. „In Kempen wäre der Bedarf auch da. Dort suchen wir noch nach geeigneten Räumlichkeiten“, so Katharina Terhoeven.