Grefrath Flüchtlingen eine Perspektive geben

Beim Treffpunkt „Future Place“ in Grefrath wurde über die vielen Barrieren diskutiert, die Geflüchteten den Start erschweren.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. „Kukaff“ heißt der Treff im Grefrather Jugendkulturhaus Dingens. Dort trafen sich am Donnerstag einige Netzwerker. Sie gehören dem Kooperationsprojekt „Future Place“ an, wollen den in die Gemeinde Grefrath geflüchteten Menschen eine Perspektive und eine bessere Zukunft geben. Es gibt allerdings zahlreiche Erschwernisse und Barrieren, wie sich bei der gestrigen Gesprächsrunde herausstellte. Ehrenamtler, so Eckhard Klausmann von „Grefrath hilft“, waren ebenso dabei, wie Hauptberufler, die sich um die Einzelpersonen oder Familien kümmern.

Dazu zählen Leon Küsters und Tatjana Splinter von der Mobilen Jugendarbeit. Küsters kommt auf das Problem fehlender Wohnräume für die Flüchtlinge zu sprechen, die eine Bleibeperspektive haben und anerkannt sind: „Wir suchen für diese Menschen Wohnungen, die es gar nicht gibt.“ Seine Kollegin Tatjana Sprinter nennt ein Beispiel: „Der 21-jährige Mohamed, der im September eine Ausbildung zum Mechatroniker beginnt und gut Deutsch spricht, braucht dringend eine kleine Wohnung — keine Chance.“

Dies kann Bettina Wimmers, die gerade bei der Gemeindeverwaltung im Sozialamt ihren Bundesfreiwilligendienst macht und sich darüber hinaus ehrenamtlich für die Flüchtlinge einsetzt, nur bestätigen: „Derzeit gibt es etwa 20 anerkannte alleinstehende Männer und Frauen, die wir seit nahezu einem Jahr nur vertrösten.“

Die Leiterin des Sozialpsychiatrischen Verbundes „Haus an der Dorenburg“, Monika von Söhnen, die mit ihrer Kollegin Susanne Freiheit gekommen ist, erzählt einen anderen Fall aus ihrer Praxis: Dieser handelt von einem etwa 30 Jahre alten Iraker, der anerkannt ist, ebenfalls weiterhin in einer Flüchtlingsunterkunft wohnt. Monika von Söhnen: „Er ist aufgrund seiner Traumata dringend auf eine begleitende Eingliederungshilfe angewiesen. Auf eine Person, die ihn ständig betreut. Der Landschaftsverband übernimmt diese Kosten aber nicht, weil er für diese zusätzliche Betreuung eine eigene Wohnung braucht.“

Mehr als frustrierend ist ferner für Leon Küsters die derzeitige Praxis, dass Flüchtlinge aus Afghanistan oder einigen afrikanischen Ländern überhaupt keine Genehmigung mehr bekommen. Einige würden klagen. „Aber ich kenne junge Leute, die sich eher das Leben nehmen würden, als wieder in ihre Heimat zurück zu kehren“, so Küsters.

Auf die seit kurzem bestehende Residenzpflicht kommt Nimet Said von der Awo-Flüchtlingsberatung des Kreises Viersen zu sprechen. Sie betreut einen syrischen Vater, der Sohn lebt derzeit in einer Einrichtung in Stuttgart. „Der Vater möchte hier in Grefrath wohnen bleiben, der Sohn darf aber nicht zu ihm“, sagt Said. Dies sei menschenverachtend.

Natürlich helfen die Haupt- und Ehrenamtler bei jeder Gelegenheit, kümmern sich unter anderem um Antragstellungen, Schulbesuche, Behördengänge oder machen Freizeit- und Sportangebote, reparieren Fahrräder. Zudem gibt es im „Kukaff“ oder mit dem „Café International“ in der Mensa der Sekundarschule am Burgweg einige Treffs. Dazu passte der Wunsch von Barbara Behrendt, die bei der Gemeindeverwaltung die Flüchtlingsarbeit koordiniert: „Zu diesen Treffs müssten mehr Deutsche kommen, damit auch wirklich daraus ein Dialog entsteht und dadurch die Ausländer dann die deutsche Sprache ausprobieren können.“