Kempen: „Ein Kampf ist zu Ende“

Ein Brief aus Aachen legt fest: Die Fusion kommt. Vor allem in St. Josef herrscht Entsetzen.

Kempen. Martinsbrunch und das Thema Kirchenfusion waren am Sonntag in der Gemeinde St. Josef verantwortlich für eine rappelvolle Kirche. In der Messe herrschte Stillschweigen auf die Nachricht, dass die Kempener Gemeinden vereinigt werden.

Viele Gemeindemitglieder fragen sich, wohin dieser Weg wohl führt - etwa weg von Selbstbestimmung und Gleichberechtigung? "Wir wollen nicht von der Propsteipfarre geschluckt werden", sagt Waltraud Wüllems entschieden. Die 72-jährige Kempenerin kämpft mit den Tränen, als sie auf das Thema angesprochen wird.

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff schickte einen Brief, der am Samstag in den 125 betroffenen Pfarren ankam und in dem von einer "Absicherung der Gemeinden durch die Aufhebung von Pfarreien" die Rede ist. Im Klartext heißt das: 125 Pfarren werden zu 45 Pfarreien zusammengelegt. Kempen ist eine der 17 Gemeindegemeinschaften, die noch bis zum 15. Februar 2009 "Gelegenheit zur Stellungnahme" haben. Am 12. März dann entscheidet der Diözesanpriesterrat über eine Fusion zum 1. Januar 2010.

"Wir befinden uns also weiterhin im laufenden Prozess", fasst St. Josefs Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ina Germes-Dohmen zusammen. Natürlich sei nun "ein Kampf zu Ende", aber an Aufgeben denkt sie noch lange nicht.

"Wichtig ist ein Dialog der drei Pfarrgemeinden auf Augenhöhe, nicht ein übertriebener Aktionismus", so Germes-Dohmen weiter. Sie fordert Mitspracherecht bei der gemeinsamen Namenswahl und klare Strukturen im Gespräch.

Etwas bedeckter gibt sich die Propsteipfarre St.Mariä Geburt. In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der WZ von Sonntag heißt es: "Wir bedauern, dass auf diese Art und Weise erneut über vier Monate verloren gehen, in denen konstruktiv über die zukünftige Gestalt kirchlichen Lebens in Kempen gesprochen werden kann." Das weitere Vorgehen sei in den Gremien zu beraten, so Pfarrgemeinderatsvorsitzender Johannes Leenen.

Mit diplomatischer Zurückhaltung versucht es die Gemeinde Christ-König. "Bischof Mussinghoff ging mit keiner Zeile auf unsere Argumente ein", schütteln Pfarrgemeinderatsvorsitzender Kurt Huintjes und Hans-Peter Fitzen vom Kirchenvorstand die Köpfe. "Unsere Stellungnahme wird sich bis Februar sicher nicht ändern."