Kempen: Fröhlich-fromm zur Kirche

Kommunion 1938: Renate Baumeister und Karl-Heinz Hermans erinnern sich, als wenn es gestern gewesen wäre.

Kempen. An die Geschenke, das Essen und die Kleidung erinnern sich Renate Baumeister und Karl-Heinz Hermans noch so gut, als sei ihre Kommunion allerhöchstens ein paar Monate her.

78 Jahre sind die beiden alt, und morgen sind auf den Tag genau 70 Jahre vergangen, seitdem sie in der Propsteikirche um 8 Uhr ihre Messe gefeiert haben. "Wir durften vorher nichts essen", erinnert sich Karl-Heinz Hermans an den Morgen und muss lachen, als er an seine Kleidung zurückdenkt.

Einen dunkelblauen Strickanzug hat er damals als Neunjähriger tragen müssen, dazu kurze Hosen und - was schlimm für ihn war - lange Wollstrümpfe, die elendig kratzten. "Ich war noch nicht ganz zu Hause, da hatte ich die Dinger auch schon wieder aus", sagt Hermans.

"An die schwarzen Strümpfe mit schwarzen Schuhen zu einem weißen Kleid erinnere ich mich noch am besten", sagt Renate Baumeister und scheint ein glasklares Bild von sich als achtjähriges Mädchen vor Augen zu haben.

Verschwommene Erinnerungen haben die beiden Kempener an die Kommunions-Vorbereitung. Diese sei kürzer und intensiver als in der heutigen Zeit gewesen, und Mädchen und Jungen seien getrennt unterrichtet worden. "Außerdem mussten wir in der Vorbereitung fünf Mal zur Beichte", sagt Hermans. "Obwohl wir gar nicht so viel zu beichten hatten."

Unmittelbar nach der Messe hat es in beiden Familien ein großes Frühstück mit frischen Brötchen gegeben, die an diesem Tag ausnahmsweise gebacken werden durften. Den ganzen Tag über wurde weiter geschlemmt: Rindfleischsuppe mit Eierstich und Markbällchen, Braten und zum Nachtisch Vanillepudding. "Wir hatten uns extra eine Kochfrau genommen, damit die Familie Zeit hatte", erzählen beide.

Und dann gab’s natürlich noch Geschenke. Man bekam Heiligenbilder, Sammeltassen, Rosenkränze oder Silberbesteck. Renate Baumeister jedoch durfte 15Hortensien in Empfang nehmen. Diese hat ihr Vater nach der Feier in den Garten gepflanzt.

Karl-Heinz Hermans bekam ein Fahrrad - das freute ihn riesig. Das Geschenk hatte allerdings einen kleinen Haken. Wenige Tage nach der Kommunion wurde der Drahtesel mit einer speziellen Vorrichtung versehen, damit der Bäckerssohn die Brötchen seines Vaters ausfahren konnte.