Onkel mit Kissen erstickt

Eine 18-Jährige steht seit Montag vor Gericht. Sie soll im Hagelkreuz ihren Verwandten getötet haben, mit dem sie mehrfach Geschlechtsverkehr hatte.

Krefeld/Kempen. Krefeld, Landgericht, am Montag, 9 Uhr, Saal 157: Hinter dem Rücken ihres Verteidigers verkriecht sich die zierliche Angeklagte Irina. Mitunter vernimmt man nur ihre Stimme. An ihrer Seite sitzen die Komplizen Dimitri (18) und Konrad (17).

Irina muss sich wegen Totschlags verantworten, ihre Freunde wegen Hehlerei. Die 18-Jährige hat am 26. Oktober ihren Onkel Volja (55)- alle Namen von der Redaktion geändert- in dessen Wohnung an der Robert-Koch-Straße im Hagelkreuz umgebracht.

Anschließend hat sie mit der EC-Karte des Opfers an Geldautomaten in Kempen und Fischeln Beträge von 700 und 1500 Euro abgehoben, reichte einen Teil davon an ihre zur Hilfe geeilten Komplizen weiter.

Diese versprachen, durch Helfershelfer die Leiche aus der Wohnung schaffen zu können. Dimitri wollte ihr darüber hinaus noch Alibi-Zeugen besorgen.

Alle drei Angeklagten räumten zu Prozessbeginn gleich den äußeren Ablauf der Anklage ein. Die ungelernte Hauptangeklagte, die seit fünf Monaten in der Justizvollzugsanstalt eine Ausbildung zur Friseurin absolviert, lebte nach dem Abgang von der Schule in Klasse 9 in den Tag hinein, schmiss die Lehre als Köchin und später als Aushilfe in einer Druckerei.

Obwohl sie von ihrem Onkel schon mit 17 Jahren sexuell belästigt und zweimal vergewaltigt wurde, ging sie immer wieder zu dem zehn Minuten von ihren Eltern entfernt wohnenden Verwandten hin: "Da konnte ich machen, was ich wollte: Rauchen, Wodka trinken, Fernsehen. Ich habe mich bei ihm wohler gefühlt als zu Hause."

Der Sex sei aus Langeweile entstanden. Darüber hinaus gab der Onkel ihr Geld, wenn sie ihn darum bat. In der Tatnacht habe der Gabelstaplerfahrer seine Nichte angerufen und sie zu sich gebeten. Nach reichlich Wodkaverzehr wollte, so die Angeklagte, der Onkel ihre Hose aufmachen.

"Ich schubste ihn weg, er stolperte, fiel auf den Boden und kam nicht mehr auf die Beine." Später wurde beim Opfer ein Alkoholgehalt von 2,8 Promille festgestellt. Dann habe sie ihn mehrfach gegen den Hals getreten, ein Kissen über sein Gesicht gelegt und mit den Unterarmen so lange gepresst, bis sie keine Bewegung mehr verspürte.

"Er sollte sich nicht mehr wehren, nur ein wenig leiden. Ich bin ja auch vergewaltigt worden, obwohl ich mich geekelt habe." Danach hat sie ein Decke über den leblosen Körper gelegt und ihre Freunde Konrad und Dimitri angerufen, die Geldbörse sowie Kontoauszüge studierten. Ferner entdeckte das Trio drei Stangen Zigaretten in Onkels Auto. Die Pin-Nummer von Voljas EC-Karte kannte Irina. Der Prozess wird fortgesetzt.