Kempen: Kampf gegen die Sturmflut
Erinnerung: 1962 halfen Kempener Berufsschüler auf der ostfriesischen Insel Wangerooge.
Kempen. "Es war eine einmalige Hilfsaktion, auf die ich heute noch sehr stolz bin." Heinrich Riehl, ehemaliger Lehrer an der Kempener Berufsschule, erinnert an ein Ereignis aus dem Jahre 1962. Damals wurde die ostfriesische Insel Wangerooge von einer verheerenden Sturmflut heimgesucht - und Kempener Schüler halfen beim Wiederaufbau im hohen Norden.
"Der damalige Schulleiter Fritz Hott und ich waren von den Bildern so erschüttert, dass wir uns zu dieser Aktion entschlossen", erzählt der heute 89-jährige Riehl. Von Juni bis September 1962 bot die Berufsschule Hilfsfahrten nach Wangerooge an. Jeder Schüler konnte für 14 Tage hochfahren, um die Insulaner tatkräftig zu unterstützen.
"Die Fahrt kostete 50Mark, darin enthalten waren Verpflegung, Busfahrt und Unterkunft", sagt Riehl, der Leiter des "Hilfs-Ferienlagers" war. "Morgens wurde gearbeitet. Nachmittags war Zeit für ein bisschen Urlaub. Unter anderem gab es Ausflüge nach Helgoland."
Mehr als 300 Schüler haben an der Aktion vor fast 50 Jahren teilgenommen. "Der Einsatz der jungen Leute war einmalig. Wir haben dort einiges geleistet", erinnert sich Riehl. So hätten sich die Gärtner zum Beispiel um die Aufräumarbeiten in einer großen Gärtnerei gekümmert.
"Die haben mit Schippen etwa 18 Hektar Land umgegraben." Auch die anderen Berufsgruppen der Kempener Schule machten sich nützlich: Elektriker haben Stromleitungen repariert, Glaser einige Gewächshäuser der Insel.
Beim Stöbern im Keller ist Heinrich Riehl jetzt wieder auf alte Fotos gestoßen. "Da hatte ich die Idee, das alles zu dokumentieren", erzählt er. Bis zum 50. Jahrestag der Aktion 2012 will der frühere Lehrer ein Buch fertig haben. Einige Mitstreiter aus der Region hat er schon gefunden. "Ich bin aber dankbar für jede Mithilfe."