Kinderheim in Kempen Neue Doppelspitze für den St. Annenhof
Kempen · Nachdem Dörte Großmann das Kinderheim St. Annenhof verließ, übernahmen Stefan van Eickels und Janina Kador.
Das Kinderheim St. Annenhof hat eine neue Leitung: Stefan van Eickels und Janina Kador, zwei der pädagogischen Bereichsleiter des Kinderheims. Sie hatten im Juni zunächst kommissarisch die Leitung übernommen, nachdem die bisherige Leiterin Dörte Großmann die Einrichtung nach zweieinhalb Jahren verlassen hatte. Sie wolle wieder verstärkt therapeutischer Arbeit nachgehen, die sie in ihrer aktuellen Position leider nicht ausüben könne, hatte Großmann erklärt. Die Sozialpädagogin hatte im Februar 2022 offiziell den Staffelstab vom langjährigen Leiter Herbert Knops übernommen, als dieser nach über 30 Jahren im Annenhof in den Ruhestand ging.
Kommissarisch würden zwei der pädagogischen Bereichsleitungen, Stefan van Eickels und Janina Kador, die Leitung mit der Perspektive einer längerfristigen Lösung übernehmen, sodass eine Kontinuität der guten Arbeit des St. Annenhofs sichergestellt sei, teilte die katholische Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt Kempen als Träger der Einrichtung daraufhin im Juni mit. Eine längerfristige Lösung ist nun gefunden: Kador und van Eickels wollen das Kinderheim gemeinsam leiten, als Doppelspitze sozusagen, und sich die Aufgaben teilen. „Wir haben einen Schreck bekommen, als wir von der bevorstehenden Vakanz hörten“, berichtet Hildegard Schmitz-Reichel für den Kirchenvorstand von St. Mariae Geburt: „Aber dann meldeten sich Herr van Eickels und Frau Kador und sagten, dass sie sich vorstellen könnten, die Leitung gemeinsam zu übernehmen. Wir waren begeistert!“ Auch das Landesjugendamt und die Mitarbeitenden im St. Annenhof seien von der Idee begeistert gewesen, sagt Peter Fischer, Verwaltungsleiter im Kinderheim und stellvertretender Einrichtungsleiter. Man sei mit wachsenden Aufgaben konfrontiert, da sei es gut, eine Doppelspitze zu haben, um die Arbeit verteilen zu können.
Das Kinderheim St. Annenhof in Kempen war ursprünglich ein Waisenhaus, im November 1889 zogen die ersten Kinder an der Oelstraße ein. Heute verfügt die Einrichtung über 102 Plätze für Kinder und Jugendliche, die aus den unterschiedlichsten Gründen vorübergehend oder gar nicht mehr in ihren Familien bleiben können. Unter anderem bietet der St. Annenhof Plätze in Regel- und in intensivpädagogischen Gruppen, hilft bei der Verselbstständigung junger Leute und bietet flexible ambulante Hilfen an. Über die Jugendämter der Umgebung, etwa aus dem Kreis Viersen, aus Mönchengladbach, Krefeld oder dem Kreis Kleve, kommen die Kinder und Jugendlichen in den St. Annenhof.
Es gibt immer mehr Anfragen für die Aufnahme sehr kleiner Kinder
Die Einrichtung steht vor einigen Herausforderungen. „Wir stellen fest, dass sich die Jugendhilfe verändert“, sagt Kador. So gebe es aktuell immer häufiger Anfragen für die Aufnahme sehr kleiner Kinder von etwa anderthalb oder zwei Jahren. Nimmt das Kinderheim mehr Jüngere auf, muss man entsprechend reagieren, Räume für Kleinste ausstatten, den Betreuungsschlüssel erhöhen. Viele Kinder sind im Verhalten herausfordernd, entsprechend muss das Personal geschult werden.
Rund 100 Mitarbeitende sind im Kinderheim St. Annenhof tätig. Fachkräfte im pädagogischen Bereich sind überall gesucht, im St. Annenhof legt man deshalb einen Schwerpunkt auf die Ausbildung mit dem Ziel, die jungen Leute nach der Ausbildung zu übernehmen. Mehrere Mitarbeitende starten jetzt mit ihrem Anerkennungsjahr, andere mit der PIA-Ausbildung, der praxisintegrierten Ausbildung zum Erzieher oder zur Erzieherin. Auch drei junge Leute, die sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) entschieden haben, starten nun im Kinderheim.
Um den Bereich Personal will sich künftig Kador überwiegend kümmern. Die 37-jährige Sozial- und Traumapädagogin ist seit drei Jahren im St. Annenhof tätig. Van Eickels (48) ist Erzieher und systemischer Familienberater, er kam 2017 zum St. Annenhof und übernimmt den Bereich Pädagogik. Da die beiden schon seit Jahren
dort tätig sind, kennen sie die Abläufe und sind vernetzt, „das ist ganz, ganz wichtig“, sagt Schmitz-Reichel.
Im Kirchenvorstand ist man sichtlich erleichtert, für das Kinderheim nun eine gute Leitung gefunden zu haben. „Gott sei Dank konnten wir aus eigenen Kräften schöpfen“, sagt Propst Thomas Eicker. Kador und van Eickels wissen, was auf sie zukommt: „Es bleibt arbeitsintensiv“, sagt van Eickels und lächelt, „aber wir sind motiviert.“