Kempen: Neuer Altar von St. Marien vorgestellt
Propstei: Am Sonntag gab es viele zufriedene Gesichter bei der Vorstellung des künftigen Mittelpunktes des herausragenden Kempener Gotteshauses.
Kempen. Nach anderthalbstündiger Präsentation brachte es ein älteres Gemeindemitglied von St.Marien am Sonntagmittag auf den Punkt: "Ich wäre froh, wenn das kommen würde." Zuvor hatten Propst Thomas Eicker, Architekt Gregor Dewey (Viersen) und Künstler Manfred Messing (Kempen) ihr Konzept für die Neugestaltung des Altarraums der Propsteikirche vorgestellt.
"Der Zelebrations-Altar ist das Herz einer Kirche", eröffnete Eicker (43) seine Darlegungen, der weit über 100Interessierte beiwohnten. Im Zuge einer 15 Jahre andauernden Sanierung der über 800 Jahre alten Kirche mitten in der Kempener Altstadt sei die Gestaltung von Altar und Ambo (das ist das Pult, an dem das Wort Gottes vorgelesen wird) der krönende Schlusspunkt.
Eicker erläuterte, wie man über ein zweijähriges Provisorium schließlich nach vielen anregenden Gesprächen zu einer Lösung gefunden habe. Der Propst machte aber auch deutlich, dass erst in den nächsten Wochen Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand von St. Marien über die endgültige Auftragsvergabe entscheiden und die Kunstkommission des Bistums Aachen sowie die Denkmalbehörde der Stadt Kempen ihre Zustimmung geben müssen.
Eicker erklärte, dass der künftige kleinere Altar aus grauem schwedischem Granit- ein Würfel mit jeweils 105 Zentimetern- gegenüber dem früheren Mahl-Tisch drei Meter weiter nach vorne in den Kirchenraum gerückt sei. Der aus dem gleichen Material angefertigte Ambo wiederum befinde sich mit Blick in den Kirchenraum links davon am Fuße der drei Stufen nach unten.
Diese Gestaltung ergebe für die Kirche zwei Vorzüge: Zum einen sei das 1510 entstandene Chorgestühl in seiner Spannung wiederhergestellt; zum anderen kämen sowohl Chorgestühl als auch der prächtige Annen-Altar mit seinen Triptychon-Gemälden besser zur Geltung.
Diese Ziele hatte auch der Künstler bei seinen modernen Ansätzen im Blick: "Ich habe bewusst die Würfelform gewählt, weil sie Ruhe, Kraft und Bescheidenheit ausstrahlt", sagte Steinbildhauer Manfred Messing. Der 42-Jährige will den 3,5 Tonnen schweren Block in drei Teile aufschneiden - was sowohl Bezüge zu den christlichen Prinzipien Glaube, Liebe, Hoffnung als auch zu den drei Altären herstelle.
Horizontal eingemeißelt und vergoldet binden sich um den Altar Lebenslinien. Der Ambo entspreche in Form und Gestaltung den Grundzügen des Altars. Es gab spontanen Applaus, als Messing sein Konzept vorgestellt hatte.
Architekt Dewey (43), der seit langem die Gestaltung der Kempener Sakralbauten begleitet, bezeichnete die Neugestaltung als "Glücksfall für diese einzigartige Kirche mit all ihren Kunstwerken".
In der anschließenden Diskussion kamen eine Menge Anregungen, die das Trio Eicker-Messing-Dewey mitnahm in die weiteren Planungen. Positiv festgestellt wurde, dass der Messing-Altar einerseits den Mittelpunkt der Kirche hervorhebt, sich andererseits aber zurücknimmt, "so wie auch Jesus sich zurückgenommen hat", so der Propst. Zurückgenommen sei vor diesem Hintergrund auch die Christus-Symbolik, die ein Teilnehmer vermisste. Dewey: "Wir haben in St.Marien einen üppig ausgestatteten Raum, in dem dieser bescheidene Block sich behauptet und Platz lässt für Projektionen."
Das Spannungsverhältnis "moderne Kunst im alten Kirchraum" wurde als wohltuend und gelungen empfunden. Bewusst für Stein und nicht Holz habe man sich entschieden, weil auch die anderen Altäre in St. Marien aus Stein sind, was bereits dem alttestamentarischen Sinn des Altars als Brandopferstätte entspreche. Ob auch der Ambo eine goldene Lebenslinie passend zum Altar erhält, wird jetzt auf Anregung aus der Runde erörtert.
Ein durchschnittener Altar, kein einheitlicher Block? Auch diesen im katholischen Raum durchaus schon mal kritisch gesehen Ansatz hat der Propst mit dem Bischof besprochen und man ist zu einem guten Schluss gekommen. Messing: "Durch den fünf Millimeter breiten Spalt wird der Kern des Altars erfahrbar- eine Aufforderung, in den Stein hineinzuhorchen."