Seit September 2005 tourt "die Perlinger" mit ihrem Programm "Single-Dämmerung" (Regie: Patrizia Morcesco) durch Deutschland und bestreitet damit ihre eigene Form des Dreikampfes: schauspielern, singen und tanzen.

Ohne Zweifel gehört Perlinger zu den Besten ihrer Zunft. Sie gilt als erfrischend anpassungsfähiges Chamäleon und provoziert als Virtuosin auf der Tonleiter auch gerne mal vom Alltags-Gedudel abgestumpfte Ohren.

Sie selber gibt die unnahbare Diva, als rettendes Ende einer vom Untergang bedrohten Popkultur. Dieses Selbstverständnis erlaubt es der blonden, spitznasigen Frau mit den bernsteinfarbenen Augen, als ungeschliffener Rohdiamant aufzutreten.

Sie entwickelt alte griechische Mythen weiter. Sie mimt die Heldin und verfällt doch in die Rolle der (alters-)schwachen Eva. Sie glänzt inmitten opulenter Scheinwerfer-Farben- und ist doch eigentlich nur gewöhnlich.

"Spannend und lustig" sollte der Abend sein, hatte Perlinger gleich zu Beginn versprochen. Und doch geriet er schnell außer Kontrolle. Äußerlich entkleidete sich das Multi-Talent vielleicht nur bis auf den schwarzen Body, doch in Wahrheit vollführte sie einen grenzwertigen Seelenstrip, der gegenüber des mythologischen Hades immerhin einen Vorteil hat: man kann ihn nach Belieben verlassen.

Kalkulierter Blödel und herrlich gekonnter Quatsch reichen leider nicht aus, um diese fulminante Wahnsinns-Show zu rechtfertigen. So dick die Schminke aufgetragen war, so tief sank das Niveau.

Da sind Angstschweiß und Erbrochenes erst die Wetterleuchten eines weitaus heftigeren Gewitters. Dieses ergoss sich grollend über den Zuschauern- überzog sie mit einer Mischung aus Ekel und Schuld.

Männer indes erfahren laut Pressetext "auf humorvolle Weise, was sie ernsthaft nie wissen wollten, nämlich wie Frauen funktionieren". Perlingers Spagat zwischen Genie und Wahnsinn jedenfalls ernüchtert auch die Damenwelt. Befremdend, wie einfach und selbstverständlich diese Pointen funktionieren. Das Ende der Welt ist eben doch erst Sissi Perlingers Anfang...