„Der Mann mit dem Hut“ Kempener Redner spielt in TV-Show mit
Kempen · Markus „AJ“ Lunau war schon Oberarzt, Priester und Geschäftsmann. Aber nur im Fernsehen. Im echten Leben ist der Kempener Hochzeits- und Trauerredner und stadtbekannt wie ein bunter Hund.
Er genieße es aufzufallen, das sagt Markus Lunau selbst. „Ich gehe auch mal im Rock zum Feierabendmarkt“, erzählt er. „Und wenn auf einem Geburtstag alle in schickem Pullover und Anzughose kommen, habe ich zerrissene Jeans und Cowboystiefel an.“ Er stehe halt ganz gerne im Mittelpunkt. Auffällig ist auch sein Spitzname.
Die meisten kennen den Kempener Trauer- und Hochzeitsredner als „AJ“. 95 Prozent der Menschen nennen ihn so, schätzt Lunau, das sei ihm auch am liebsten. „Vor 37 Jahren fing das an“, sagt er. „Eigentlich ist das keine große Story. Damals gab es eine Serie namens Simon & Simon, es ging um zwei Detektivbrüder. Einer davon war Anzugträger, hatte lange Haare und sah mir extrem ähnlich.“
Markus Lunau ist auch unter einem weiteren Pseudonym bekannt: „Der Mann mit dem Hut“, so heißt auch seine Webseite. Denn den Hut hat er meistens auf, beruflich wie privat. „Mein Job ist meine Leidenschaft“, sagt Lunau. Vor siebeneinhalb Jahren sprach er das erste Mal auf einer Trauerfeier. Ein guter Freund war verstorben. „Er war ein Feierbiest“, erinnert sich Lunau. „Unsere Freunde fragten mich, ob ich auf der Party nicht ein paar Worte sagen könne. Und dann gab es so viele Zufälle, dass ich mittlerweile an höhere Mächte glaube.“
Lunau habe sich vor der Party ein paar Zeilen auf einen Schmierzettel geschrieben und den in letzter Minute noch aus dem Müll gefischt. „Zum Glück“, sagt er. „Denn die Rede des eigentlichen Trauerredners war eine Vollkatastrophe, da kamen nur Jahreszahlen.“ Um etwas Gehaltvolles über einen Verstorbenen sagen zu können, müsse man sich mit seiner Geschichte auseinandersetzen und gut zuhören können. Lunau sitze gerne bis zu vier Stunden lang bei den Angehörigen und „ziehe ihnen alles aus der Nase“. Denn er habe zwei Ziele. Erstens, dass die Gäste sagen können: „Das war echt schön.“ Und zweitens: „Das hätte dem Heinz auch gefallen.“
Lunau spricht nicht nur auf Trauerfeiern und Hochzeiten, sondern er moderiert auch und ist als Komparse, Castingteilnehmer und in kleinen Sprechrollen ab und zu im Fernsehen zu sehen. Vor sieben Jahren sei er das erste Mal in der Lindenstraße mit einem Gitarrenkoffer hinter der berühmten Mutter Beimer an einer Bushaltestelle vorbeigelaufen. Ein bis zweimal im Jahr ist er seither in den RTL-Serien „Unter uns“ und „Alles was zählt“ zu sehen.
Der Kempener verkörpert
seinen Beruf in der Serie
„Ich war schon Reporter, Geschäftsmann, Oberarzt und Priester“, zählt Lunau auf. Für die neueste Folge „Alles was zählt“ musste er sich nicht allzu sehr verstellen, da spielte er einen Trauredner, der am Grab würdevoll einen Verstorbenen verabschiedet. Die Folge wurde gerade erst ausgestrahlt. „Nur meinen Hut durfte ich diesmal leider nicht aufbehalten“, bedauert er.
Wer als Komparse bei einem Dreh dabei ist, kommt meist in eigenen Klamotten, befolgt aber die Vorgaben der Komparserie. „Der letzte Dreh war ein Außendreh auf einem Friedhof, aber wenn Räume gezeigt werden, werden die alle in einer großen Messehalle gedreht“, sagt Lunau. „Da stehen Eishalle, Krankenhaus und Fitnessstudio direkt nebeneinander.“
Hätte eine gute Fee Lunau seinen Berufswunsch erfüllt, wäre er jetzt Rockstar. Viele Jahre lang hat der gebürtige Kempener Partys in der Stadt organisiert. Er findet es großartig, dass man sich hier kennt und grüßt. „Ich liebe Menschen über alles“, sagt Lunau. „Mir ist auch egal, ob mit oder ohne Migrationshintergrund.“ Seine Frau frage ihn oft, ob er denn wirklich immer alle anquatschen müsse. „Dann sage ich ,ja, muss ich‘. Wenn jemand neben mir an der Ampel steht, bekommt er schnell eine lustige Bemerkung. Ich kann einfach nicht anders.“
Wer glaubt, dass so viel Erfahrung mit Menschen immun gegen Lampenfieber macht, täuscht sich. „Ich hab immer noch die Hosen voll, auch nach 250 Reden“, sagt Lunau. Was dann hilft? „Wenn die Sonne da ist, schaue ich rein. Wenn nicht, versuche ich, die Angst wegzuatmen. Und dann geht es mit Puls nach vorne. Wenn ich einmal anfange, ist eigentlich alles wieder gut.“