36-Jähriger pilgert nach Trier Ein Wanderer geht auf Pilgerreise

<irglyphscale style="font-stretch 10025%;">Kempen </irglyphscale> · Er überquerte schon die Alpen und wanderte durch Kambodscha und Vietnam. 2024 nahm Daniel Schnock eine neue Herausforderung an und pilgerte mit der Kempener St.-Matthias-Bruderschaft nach Trier. Warum diese Tour anders war und was ihm das Pilgern gebracht hat.

Daniel Schnock aus Viersen ist ein geübter Wanderer; hier zu sehen bei seiner Alpenüberquerung.

Foto: Schnock

Daniel Schnock hat alles, was man zum Wandern braucht: mehrere Paar gut eingelaufene Wanderschuhe, Funktionskleidung, Rucksäcke mit Regenschutz, Wanderstöcke. Mit dieser Ausrüstung ist er seit Jahren immer wieder unterwegs, um die Heimat und auch ferne Länder wandernd zu erkunden. „Ich stamme eigentlich aus dem Sauerland, da kann man gut wandern“, erklärt der 36-Jährige, der heute in Viersen lebt, seine Leidenschaft. Im Sauerland ist er gern auf dem Rothaarsteig unterwegs, in der Pfalz auf dem Pfälzer Weinsteig. Er überquerte schon die Alpen, ging 120 Kilometer von Oberstdorf nach Meran, wanderte zuletzt als Mitglied im Deutschen Alpenverein, Sektion Mönchengladbach, in Kambodscha und Vietnam, Besichtigung der berühmten Tempelanlage Angkor Wat inklusive. „Ich wandere gern“, sagt Schnock, „das Gehen liegt mir.“ Beim Wandern, sagt er, könne man gut nachdenken und runterkommen.

Im vergangenen Jahr stellte sich Schnock einer neuen Herausforderung: Als Pilger ging er mit der St.-Matthias-Bruderschaft Kempen nach Trier. Einmal im Jahr, in der Christi-Himmelfahrts-Woche, machen sich Männer und Frauen aus Kempen und Umgebung auf den Weg, um das Grab des Heiligen Matthias zu besuchen. Die Pilger gehen in Etappen, mal 30, mal 40 Kilometer, egal ob es nun regnet oder die Sonne brennt. Denn die Etappenziele stehen fest, in den Orten, die sie durchqueren, werden sie schon erwartet. Dort gibt es Gottesdienste, ein Abendessen, geselliges Beisammensein, bevor die Pilger in ihren Quartieren erschöpft in die Betten sinken, bevor sie sich am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe wieder auf den Weg machen.

Zur Kempener Bruderschaft fand der Viersener durch Vermittlung. Als Sprecher des Kreises Viersen hat er häufig auch mit der stellvertretenden Landrätin des Kreises, der Kempener CDU-Politikerin Heike Höltken, zu tun. Sie erzählte ihm davon, Schnock wurde neugierig, nahm Kontakt zur Bruderschaft auf und meldete sich an. Nicht für die ganze Strecke, leider, wie er rückblickend sagt. Doch so spontan habe er nicht für alle Tage Urlaub bekommen. Deshalb ging er nur die letzten drei Tage mit, was Pilger durchaus machen können: Die einen melden sich für die gesamte Tour über etwa 300 Kilometer an, die anderen nur für das letzte Stück, das von Dasburg in der Eifel in drei Tagen bis Trier führt.

Im Vergleich zu den bisherigen Wandertouren sei das Pilgern etwas völlig anderes, berichtet Schnock, der von dem Zusammenhalt in der Gruppe schwärmt. Im Gehen unterhalte man sich mal mit diesem, mal mit jenem Mitpilger, „man redet über alles Mögliche, über Gott und die Welt. Dabei sind sehr schöne, tiefe Gespräche entstanden“. Sofort habe man ihn, den Neuling, herzlich aufgenommen, „das war ein guter Anfang“. Ja, er sei mit seinen 36 Jahren der Jüngste unter 25 Pilgern gewesen, habe die Gespräche mit den Älteren aber als sehr gut empfunden, „mein eigener Blickwinkel ist nicht der einzige“. Dadurch könne das Pilgern für jeden sehr bereichernd sein – auch wenn der Glaube im eigenen Leben vielleicht nicht so eine große Rolle spiele, meint Schnock: „Man läuft sich so viel von der Seele.“ Was er dabei festgestellt hat: „Andere brauchen das auch. Sie teilen ihre Gedanken mit anderen. Pilgern ist nicht nur Wandern.“

Die Pilgergruppe der St.-Matthias-Bruderschaft Kempen wanderte im vergangenen Jahr vom Rheinland aus nach Trier.

Foto: Ina Germes-Dohmen

Nun laufen die Pilger nicht 30 Kilometer am Stück. Unterwegs gebe es immer wieder Pausen, erzählt Schnock. Alle zwei Stunden kühle Getränke, Butterbrote, Obst, Gottesdienste in den Kirchen und Kapellen unterwegs, „da war ich ganz dankbar, mich mal setzen zu können“, fügt Schnock augenzwinkernd an. Natürlich werde unterwegs auch gebetet, der Rosenkranz beispielsweise steht mit auf der Packliste, die die Bruderschaft vorab an Pilger verteilt. Impulse und Denkanstöße werden von der Gruppe gestaltet, „ich fand das Pilgern auch auf geistiger Ebene bereichernd“, sagt Schnock.

Ihr gesamtes Gepäck für acht Tage schleppen müssen die Pilger übrigens nicht. Im Tagesrucksack nehme man nur ein Wechselshirt etwa und Wasser mit, so Schnock. Das übrige Gepäck werde zum nächsten Etappenziel gebracht. Begleitfahrzeuge sind mit den Pilgern unterwegs, wer unterwegs spürt, dass er nicht mehr gehen kann und eine Pause braucht, kann im Begleitfahrzeug Platz nehmen. „Dahinter steckt eine Wahnsinnslogistik“, sagt Schnock mit Blick auf die Planung und Organisation der Wallfahrt, die die Kempener Bruderschaft alljährlich leistet.

Die Kempener Pilger unterwegs an Christi Himmelfahrt auf dem Weg nach Übereisenbach.

Foto: Ina Germes-Dohmen

Freunde hätten ihm gesagt, dass sie sich solch eine Tour nicht zutrauten, erzählt Schnock. Aber so schlimm seien die Etappen gar nicht, beteuert er: „In dieser Gruppe kann man das.“ Im Gehen, Beten und durch die Gespräche fliege die Zeit nur so dahin. Zudem sei die Landschaft sehr schön, und längere Pausen gebe es ja auch. Ja, man brauche eine gewisse Fitness, „aber dann ist das sehr gut machbar“. Zudem unternehme die Bruderschaft zur Vorbereitung auf die Wallfahrt kleinere Touren am Niederrhein.

Immer wieder würde er mit den Kempener Pilgern nach Trier gehen, sagt der 36-Jährige. 2025 fällt für ihn die Wallfahrt allerdings aus – im Familien- und Freundeskreis stehen Hochzeiten an. Für 2026 könne er sich aber vorstellen, wieder mitzugehen, gern auch die ganze Strecke über 300 Kilometer ab Kempen, „das würde mich schon reizen“.