Kempen: Rosenmontag - Kleider aus 20 000 Brause-Tüten
Das hat geklebt: Närrische Designerinnen haben eine originelle Idee in die Tat umgesetzt.
<strong>Kempen. Hat was von einem Ringkampf im Sand. Nur schlimmer. Denn dieser Sand klebt. Die Rede ist von Ahoi-Brause. Aus mehr als 20 000 Tütchen des Pulvers hat jetzt eine Gruppe von 15 jecken Frauen aus dem Umfeld des Fanfaren- und Majorettenkorps Blau-Weiß Kempen Karnevalskostüme gebastelt. "Irgendwann hängt das Zeug überall. An den Händen, den Lippen, den Haaren", sagt Gerti Bergmann.
Denn: Jedes Tütchen mit dem jungen Matrosen drauf musste einzeln geöffnet, das Pulver in größere Behälter umgefüllt werden. "Danach war grundsätzlich ein Vollbad nötig", sagt Bergmann weiter.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Herausgekommen sind 15 prächtige Kleider, jeweils mit entsprechender Kopfbedeckung. "Angelehnt an die Mode von Kaiserin Sissi", sagt Bergmann. Eine befreundete Schneiderin hatte den närrischen Designerinnen wertvolle Tipps gegeben.
Davor lagen mehrere Gänge zum Handelshof. Und selbst dort musste Brause in diesen Mengen vorbestellt werden. 5000 Tütchen hat übrigens Hersteller Frigeo, heute zu Katjes gehörend, gesponsert.
Knapp ein Jahr haben sich die Frauen mehrere Male pro Monat getroffen und oft ab mittags bis nach Mitternacht, Tütchen geleert, Folien ausgeschnitten, die leeren Tütchen eng an eng wiederum auf die Folie geklebt.
"Wenn schon in Kempen Karnevalszug ist, nehmen wir uns auch Zeit dafür", sagt Brigitte Rheinfelder, die mit von der Partie ist.
Gab es denn niemals einen Moment der Reue? Beispielsweise, wenn nach besagtem Vollbad immer noch Waldmeister oder Zitrone aus den Haaren rieselt? "Nein. Wir hatten immer sehr viel Spaß bei unseren Treffen", berichtet Bärbel Kühnen.
Außerdem sind sie bereits ein eingespieltes Team. In der Vergangenheit haben sie schon als Spinnen oder Überraschungs-Eier für Aufsehen beim Rosenmontagszug gesorgt. "Doch so aufwendig wie jetzt, war es noch nie", gibt Bergmann zu.
Auch in diesem Jahr kommen die Kostüme erst Rosenmontag zum Einsatz. "Die Kleider sind zu empfindlich. Regen können wir zum Beispiel überhaupt nicht gebrauchen", erläutert Bergmann.