„Kabarett zum Totlachen“ in Kempen Schwarzer Humor in der Propsteikirche

Kempen · Inmitten des Ostergartens in der Kempener Propsteikirche griff der Kabarettist ein Tabu-Thema auf: den Tod.

Gemeindereferent Andreas Bodenbenner hielt Kabarettist Stephan Franke das Mikrofon.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

(tgel) Humor ist eine schwierige Angelegenheit. Nicht wesentlich leichter wird dies, wenn man Tabu-Themen bespielt. Der Krefelder Kabarettist Stephan Franke hat schon vor vielen Jahren eines davon für sich entdeckt: den Tod. Seine Programme handeln dann von „Schöner sterben“ und einer „Sterbeberatung“ oder einer Hotline ins Jenseits. Im Rahmen des Ostergartens war er am Samstagabend in der Propsteikirche – inmitten der Stationen zum Leidensweg Jesu Christi.

Wilhelm Busch habe ihn einst inspiriert, das Tabu-Thema Tod auch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Humor kann in der Tat vieles leisten. Ob er über ein ganzes Programm die heiteren Seiten des Sterbens aufzeigen kann?

Gemeindereferent Andreas Bodenbenner kündigte das „Kabarett zum Totlachen“ an, als Warnung gewissermaßen, es nicht allzu wörtlich zu nehmen. Franke begann mit einem Exkurs über Staub, in dem er gefährlich lebe mit zu viel Publikum. Am liebsten breche er ab, wenn mehr als zehn Menschen gekommen sind. Klar machte er am Samstagabend eine Ausnahme. Staub übrigens sei die einzige Ausnahme, die Newton in seinen Gesetzen der Schwerkraft gemacht habe, allein um seine Frau zu ärgern: Staub nämlich wirbelt immer nach oben, also zu ihm auf die Bühne.

Vom Staub ging es weiter zur abtrünnigen Ehefrau und ihrem Liebhaber Klausi, zu psychosomatischen Krankheiten, die endlich vom Außenseiter-Dasein befreien – „wer heutzutage nichts Psychosomatisches hat, gehört ja nicht dazu“ – und zum Spiritismus-Service Nirvana. Als die Verbindung mit Alfons Müller im Jenseits steht, erfahren Nichte und Ehefrau, dass Müller im postmortalen Frühling eine neue Beziehung eingegangen ist. Er solle sich darüber aber nicht zu früh freuen, denn die Ehefrau käme ja irgendwann nach.

Auch nicht freuen konnte sich die Nichte, die zwar einige Fragen bezüglich des versprochenen Erbes stellte, aber nur mit einem Aktfoto und zwei ausgelaufenen Weinbrandpullen abgespeist wurde. Zynisch auch die Spar-Überlegungen zum Begräbnis der Tante Lotti, die zwar nie verbrannt werden wollte, aber ins Altersheim habe sie ja auch nie gewollt. Wenigstens könne man dann den günstigen Sarg nehmen, oder die Bretter aus der Garage, das sei ja auch persönlicher.

Klar ist das schwarzhumorig und zum Lachen. Es bleibt ja auch nichts anderes übrig. Vielleicht funktioniert Humor auf Dauer nicht als zynische Erhebung über Unausweichlichkeiten, sondern bedürfte auch der Reibung mit dem Thema an sich. Gefügiger sind daher jene Brüche, die sich im Alltag ergeben, etwa Frankes gesammelte morbide Realsatiren aus der Welt der Grabinschriften, der falsch adressierten Briefe oder auch der Bürokratie: „Stirbt ein Bediensteter während einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet.“

(tgel)