Baufläche an der Ellenstraße Spuren des Mittelalters an der Ellenstraße entdeckt?

Kempen · Archäologen untersuchen derzeit eine Baufläche an der Ellenstraße. Was sie dabei fanden.

An der Ellenstraße wurden Mauerfundamente und runde Strukturen gefunden – vermutlich Brunnen.

Foto: Keisers

(biro) Überreste aus dem Mittelalter haben Archäologen an der Ellenstraße in Kempen entdeckt. Dort, wo sich früher die Von-Broich-Passage befand, soll ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Nach dem Abriss der Häuser untersuchen nun Archäologen im Auftrag des Bauträgers das Gelände. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland überwacht das Projekt. Spannend: „Bei den Abrissarbeiten sind runde Strukturen gefunden worden, bei denen es sich wahrscheinlich um Brunnen handelt“, berichtete Jens Schubert, Pressereferent des Bodendenkmalamts, am Donnerstag auf Anfrage. Diese stammten wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert, also aus dem Mittelalter. Zudem seien Mauerreste gefunden worden, bei denen es sich um Keller früherer Gebäude handeln soll. Diese könnten spätmittelalterlich bis frühneuzeitlich sein.

Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege hat die Aufgabe, Bodendenkmäler zu schützen und zu pflegen. „Der beste Schutz ist natürlich, diese Funde nicht anzurühren“, so Schubert. Doch das sei nicht immer möglich, denn auch andere Belange, etwa die Infrastruktur in der Stadt, seien wichtig. Heißt: NIcht immer lassen sich Bodenfunde bewahren, wenn gebaut werden soll. Deshalb wird vermittelt – zwischen Bauträger, städtischer Denkmalbehörde und dem Bodendenkmalamt, „wir stellen das Benehmen her“, sagt Schröder.

Eine archäologische Fachfirma übernimmt dann die Dokumentation der Funde, so dass man sie zumindest digital archivieren kann, bevor das Bodendenkmal für ein Bauvorhaben beschädigt oder zerstört wird. Wichtig für die Bodendenkmalpflege auch: „Es wird nicht tiefer gegraben als es für die Baugrube nötig wäre“, so Schubert. Alles, was noch weiter darunter liegt, bleibt somit im Boden bewahrt und wird für spätere Generationen erhalten.

Die Ellenstraße gehört zu den ältesten Straßen Kempens, möglicherweise ist sie sogar die älteste Straße der Stadt. So heißt es zumindest in einer alten Überlieferung, wie der frühere Stadtarchivar Jakob Hermes in seinem Buch „Kempen. Eine Stadt erzählt“ berichtete. Der Name der Straße rührt vermutlich von der Bezeichnung „Eyl“ her, die für ein wasserreiches Gelände steht. In einer Urkunde von 1400 ist von einem Grundstück an der „Eyler Portz“ die Rede. Die Eyler Straße hätte demnach in die sumpfigen Niederungen zwischen Schleck und Niers geführt, so Hermes.

Anstelle der Von-Broich-Passage mit den Häusern 11 bis 14 soll nun an der Ellenstraße ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Neben den Geschäftsflächen im Erdgeschoss sollen dort auch 14 barrierefreie Wohnungen eingerichtet werden.

(biro)