Bundesweiter Warnstreik Wie sich Bahnreisende mit dem Streik arrangieren
Kempen · Vom aktuellen Warnstreik der GDL ist das Personal der Rhein-Ruhr-Bahn nicht betroffen. Der Niersexpress, einzige Verbindung am Bahnhof in Kempen, fährt. Doch es fehlen Anschlüsse. Das bekommen auch Reisende in Kempen zu spüren.
Seit 2 Uhr wird gestreikt: Die Lokführergewerkschaft GDL hat bis Montag, 29. Januar, zum Warnstreik aufgerufen. Viele Verbindungen fallen aus. Der Niersexpress (RE 10), die einzige Eisenbahnverbindung am Kempener Bahnhof, ist nicht betroffen: Er wird von der Rhein-Ruhr-Bahn (RRB) betrieben, nicht von der Deutschen Bahn. Und Transdev, die Muttergesellschaft der RRB, hatte bereits angekündigt, die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn wieder aufzunehmen.
Für die Bahnreisenden in Kempen ist der Streik dennoch mit Einschränkungen verbunden: Viele Anschlüsse fallen aus. Der Niersexpress verkehrt zwischen Kleve und Düsseldorf, doch wer weiterfahren will, hat es aktuell nicht leicht. So zum Beispiel Mariia Yareshko. Die Ukrainerin wartet am Bahnsteig in Kempen auf den Zug. Ihr Ziel: Duisburg. „Ich muss dort das Zeugnis meines Sprachkurses abholen“, erzählt die junge Frau. „Nach Krefeld komme ich gut, aber der RB 33 nach Duisburg fällt aus. Ich muss auf jeden Fall lange warten“, sagt sie.
Verständnis für den Streik zeigt sie dennoch. „Ich weiß nicht genau Bescheid, aber ich habe verstanden, dass es um mehr Geld geht, was ich verständlich finde. Die Leute wissen Bescheid, und man kann sich umstellen oder eben warten. Ich finde es nicht schlimm“, sagt sie. Ähnlich entspannt ist die Schülerin Emilie Poczka. Sie besucht das Luise-von-Duesberg-Gymnasium in Kempen und ist auf die Bahn angewiesen. „Ich fahre fast jeden Tag mit dem Zug. Die Lehrer zeigen aber großes Verständnis. Das galt für die RE 10-Ausfälle der Vergangenheit, aber auch für die Situation jetzt. Ich habe schon einige Fehlstunden, aber insgesamt ist es okay“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich finde den Streik insgesamt verständlich.“
Diana Sood arbeitet im Kiosk auf dem Bahnsteig und hat aktuell weniger Kunden. „Die Frequenz ist spürbar geringer. Laufkundschaft haben wir gerade fast gar nicht“, sagt sie. Die Umsätze seien dadurch deutlich geschmälert. „In den vergangenen Monaten, bei den ganzen Problemen des RE 10, waren die Menschen auch betroffen. Aber für uns war es insofern besser, als sie zumindest zum Bahnsteig kamen. Viele sind dann natürlich zu uns gekommen und haben einen Kaffee getrunken oder eine Zeitung gekauft“, sagt sie.
Einen eher pragmatischen Blick auf die Situation hat das Ehepaar König aus Hüls. Die beiden Rentner sind gerade am Bahnhof unterwegs und warten auf einen Bus. „Mit der Bahn fahren wir aktuell wenig. Wir sind aber durchaus Bahnfahrer. Unsere Kinder leben in der Schweiz“, sagt Ehefrau Marlies. Für den Streik hat sie kein Verständnis: „Dass hier ganz Deutschland in Haft genommen wird, finde ich einen Skandal. Ich bin total für das Streikrecht – aber nicht auf dem Rücken so vieler Menschen.“ Ihr Vorschlag: „Man sollte Bahn- und GDL-Vorstand einsperren, gut versorgen und ihnen sagen: ‚Ihr kommt erst wieder raus, wenn ihr euch einig seid’“, sagt sie. Ihr Ehemann Manfred stimmt zu: „Bei der Papstwahl wird das ja genauso gemacht. Auch die kommen erst wieder raus, wenn sie eine Einigung gefunden haben. Weißen Rauch bräuchten wir zwar nicht, aber der Ansatz ist gut“, sagt er augenzwinkernd. Ihr Weg, mit dem Streik umzugehen, ist einfach: „Wir fahren derzeit nicht mit dem Zug. Wir sind beide über 80 und können uns jederzeit überlegen, wo wir hin wollen und wo nicht“, erzählt Marlies König.
Pendler, die oft den Niersexpress nutzen, müssen sich auch nach Streikende auf Einschränkungen einstellen. Die Deutsche Bahn will für Bauarbeiten die Strecke zwischen Krefeld und Düsseldorf von Freitag, 26. Januar, bis Freitag, 2. Februar, komplett sperren. Kritik kam dazu am Mittwoch von der RRB: „Die jetzige Streckensperrung aufgrund von Baumaßnahmen kommt für uns unerwartet und wir verstehen die Unannehmlichkeiten, die sie kurzfristig für unsere Fahrgäste mit sich bringt. Wir stehen hierzu im direkten Kontakt mit der DB InfraGO, um künftig rechtzeitig über derartige Baumaßnahmen informiert zu werden, damit eine zeitnahe Fahrgastinformation noch gewährleistet werden kann.“