Kempener Kolpinghaus: Zwischen Petticoats und Möhnen
900 Narren kamen zur Altweiber-Party der Prinzengarde. Stimmung kam spät auf — dafür richtig.
Kempen. Je später der Abend, desto närrischer das Treiben: Die Altweiberparty der Prinzengarde Kempen im Kolpinghaus kam erst zu vorgerückter Stunde so richtig in Fahrt. Wirklich früh dran war nur die Generation 30 plus, die im kleinen Saal ihren eigenen Bereich hatte. Zu Musik von DJ Horst hatten alle ihren Spaß, darunter auch „Frau Meier“, wie die freundliche Närrin mit blauer Perücke genannt werden wollte.
Immerhin 500 bis 600 Karten verkaufte die Garde im Vorverkauf. „Der Rest ist üblicherweise Abendgeschäft“, sagte Garde-Vorsitzender Heiner Hermanns. Damit sollte er Recht behalten — am Ende waren rund 900 Narren bei der feuchtfröhlichen Sause dabei.
Einfallsreiche Kostüme gab es im Foyer entlang der Theke zu bestaunen, wo sich die Narren vom Tanzen erholten. Ein dunkler Lockenkopf mit getönter Sonnenbrille und Bierbecher in der Hand erinnerte vielleicht an Atze Schröder, sollte aber eigentlich den ehemaligen peruanischen Kicker Héctor Eduardo Chumpitaz González darstellen. „Das ist mein absoluter Lieblingsspieler“, sagt der St. Pauli- und Borussia Mönchengladbach-Fan André Meier. Auf seinem T-Shirt war in goldenen Lettern „Kiezgröße“ zu lesen.
„Ja ist denn heute schon Weihnachten?“ hätte wohl Franz Beckenbauer beim Anblick der Nikoläuse gefragt, die mit weißem Rauschebart auf der Tanzfläche eine gute Figur machten, aber auch für Verwirrung sorgten. Froschprinzessin Nina lieferte einen märchenhaften Auftritt ab, während Kempener und St. Huberter Pfadfinder jeck grüßten und sich eine Närrin mit Amy Winehouse-Perücke gut sichtbar ihren Weg durchs Gedränge suchte.
Kapitän Jürgen — schick im weißen Dress samt Fliege und Kapitänsmütze: „Ich habe auf der Kommandobrücke immer zwei Frauen im Arm“, sagte er und schunkelte mit seinen Begleiterinnen weiter.
Wirklich blau ging’s beim Kegelclub „De dicke Bommdeuers“ zu, dessen Mitglieder als Schlümpfe gingen. Das machte das Bützen nicht leicht — und schon hatte Julians Cousine Jessica einen blauen Knutschfleck auf der Wange. „Ich bin der Handwerkerschlumpf“, lachte Julian und verwies auf Zollstock und Riesen-Bleistift, die er bei sich trug. Im wahren Leben arbeitet der Schlumpf übrigens als Elektriker.