(emy) Toben statt beten – warum nicht mal eine Kirche so herrichten, dass man in ihr auch Kindergeburtstag feiern kann? Oder sie zum Multifunktionsraum umbauen und in ihr eine Kunstaktion starten? Julia Klütsch und Helmut Nienhaus rechnen damit, dass das manch einen befremden kann, aber für sie steht fest: So, wie es jetzt ist, kann es mit der Kirche nicht weitergehen, und darum seien auch ungewöhnliche Ideen gefragt.
Gemeindereferentin Klütsch und Nienhaus, ehrenamtlich engagiertes Gemeindemitglied, gehören zur Projektleitung von „Kirche für Kempen – Neu denken“. Vor mehr als einem Jahr hat die katholische Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt in Kempen das Projekt angestoßen, und viele Menschen haben sich in den vergangenen Monaten mit ihren Ideen eingebracht.
Die Entwicklungen, die die Kirche zurzeit mitmacht, seien massiv. „Während es in Kempen vor 20 Jahren noch mehr als 2000 Gottesdienstbesucher pro Woche gab, sind es heute nur noch rund 300“, nennt Nienhaus ein Beispiel. Auf der anderen Seite gebe es in der Gesellschaft aber weiterhin eine Nachfrage nach Spiritualität, Gemeinschaft und christlichen Werten.
Bei dem Projekt gehe es nicht darum, mehr Menschen in die bestehenden Angebote zu holen, sondern zu hinterfragen, was die Menschen wirklich brauchen, sagt Klütsch: „Wir müssen unsere bisherige Selbstbezogenheit aufgeben.“
Daher gab es zunächst eine umfassende Sozialraumanalyse mit Expertinnen und Experten für die Stadtteile aus der Kirchengemeinde, aber auch darüber hinaus. Es wurde untersucht, welche Menschen hier leben und welche Bedürfnisse sie haben. Auf dieser Basis wurden in drei Gemeindetreffen merhr als 130 Ideen und Optionen entwickelt. Daraus sind acht Handlungsmodelle entstanden, die nun gemeinsam mit den Menschen in Kempen weiterentwickelt werden sollen.
Nun sind alle – ob kirchennah oder eher kirchenfern –, die das Thema interessiert, zu einem Zukunftslabor am kommenden Sonntag, 16. März, ab 12.30 Uhr in der Kirche Christ-König am Concordienplatz eingeladen. „Wir brauchen nun Resonanz, ob das, was wir überlegt haben, sinnvoll ist, ob wir weiter daran arbeiten sollen“, erläutert Nienhaus. Zu den Themenblöcken gehören eine Kirche für Kinder, eine Kunst- und Kreativkirche und eine Ritualagentur. Auch neue Formen der Begegnung werden diskutiert, etwa eine mobile Kirche, ein kooperativ-spiritueller Ort oder ein Treffpunkt für Jugendliche. Angedacht ist auch eine Bibliothek der Dinge und Talente, die Ressourcen teilt und Menschen zusammenbringt. „Wir möchten damit keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten schaffen, sondern ergänzend aktiv werden“, sagt Nienhaus.