Klassenfahrten: Das Geld für Reisen ist knapp

Seitdem das Land für die Kosten der Lehrer aufkommen muss, müssen die Schulleiter spitz rechnen.

Kempen/Grefrath/Nettetal. „Alle Fahrten für 2013 sind genehmigt — aber was 2014 passiert, das weiß nur der Herrgott“, sagt Hartmut Esser, Schulleiter des Werner-Jaeger-Gynmasiums (WJG) in Lobberich. Der Grund: Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom Oktober 2012 müssen Lehrer die anfallenden Reisekosten für Klassenfahrten nicht mehr selbst tragen und haben Anspruch auf eine volle Erstattung vom Land. Dass die dafür bereitstehenden Gelder nicht reichen, ist jedoch absehbar.

„Fahrten müssen lange im Voraus geplant werden, sowas geht nicht drei Wochen vorher“, weiß Esser. Im Moment könne aber noch nichts genehmigt werden.

„Wenn zum Beispiel eine Stufe gemeinsam wegfährt, sind etwa zehn Kollegen unterwegs. Die Kosten belaufen sich für jeden von ihnen auf circa 130 Euro, also insgesamt 1300 Euro. Wenn mir dann nur 2000 Euro zur Verfügung stehen, sind nach nur einer Fahrt über 60 Prozent verbraten.“

Die Notwendigkeit im Klassenverband zu verreisen, für ihn unbestreitbar. „Es ist sehr wichtig für Schüler und Lehrer, sich außerhalb des Unterrichts kennenzulernen — eine andere Art und Weise der Zusammenarbeit“, so Esser.

Desweiteren werde gerade in der Unterstufe der Zusammenhalt wie durch den Besuch eines Abenteuerparks gestärkt. WJG-Schüler verreisen während ihrer Laufbahn insgesamt drei Mal. In der 6. Klasse geht es in die umliegende Umgebung, in der neun oft in eine Großstadt und zum Abi in ein Nachbarland.

Auch Uwe Hötter, Leiter der Erich Kästner Realschule in Kempen, betont den pädagogischen Wert von Klassenfahrten. „Wir bemühen uns darum, dass unsere Reisen einen hohen Anspruch haben und nicht touristisch oder konsumorientiert sind. Sie sollen eine Kombination sein aus kulturell- und gemeinschaftsbildend.“

„Die jüngeren Schüler fahren zum Beispiel oft in das Ferienzentrum ‘Schloss Dankern’ und wohnen dort in Selbstverpflegungshäusern.“ Für das kommende Jahr werde nun auf einen entsprechenden Erlass des Ministeriums gewartet.

„Unsere Schüler verreisen am Anfang und am Ende ihrer Schulzeit.“ Eine weitere Fahrt in der 7. beziehungsweise 8. Klasse sei bereits gestrichen worden, so Hötter. „Wenn nun auch die abgespeckte Version nicht mehr durchführbar wäre, wäre das sehr kontraproduktiv.“

Man könne ja schlecht drei Klassen zuhause lassen, während die anderen drei ihre Abschlussfahrt antreten. Die Annahme von sogenannten Freiplätzen für Lehrer, vergeben von den Reiseunternehmen, würden auf der einen Seite entlasten, sind aufgrund von möglicher Vorteilsnahme jedoch rechtlich problematisch. „Wir warten was das angeht auf eine Klärung.“

Auf eine Klärung der Bezirksregierung zum Klassenfahrten-Budget 2014 wartet auch Wilhelmine Röhrig, Leiterin der Grefrather Verbundschule (bald Sekundarschule). Nicht mehr allzu lange abwarten wollen die 9. Klassen. Röhrig: „Es geht in diesem Jahr nach Hamburg und in die Toscana.“