Nach der Bürgermeisterwahl „König“ Lommetz — und was dann?

Lommetz bleibt Bürgermeister, Coenen wird Landrat. Der Amtsinhaber genießt seinen Triumph. Die CDU muss viele Scherben zusammenkehren.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Um es vorneweg klarzustellen: In Grefrath ist die Monarchie nicht wieder eingeführt worden. Auch wenn man angesichts der Bilder aus dem Rathaus und dem deutlichen Wahlergebnis diesen Eindruck gewinnen konnte: Mit einer Krone auf dem Kopf feierte der parteilose Bürgermeister Manfred Lommetz am Sonntag seinen Sieg mit 73,9 Prozent. Seine Herausforderer Volkmar Josten (parteilos) und Kirsten Peters (CDU) folgten mit enttäuschenden 14,1 beziehungsweise 12 Prozent.

Die Herausforderer kamen nur auf enttäuschende Prozentzahlen: Sozialamtsleiter Volkmar Josten (parteilos) ...

„Das ist ein deutliches Votum. Da brauchen wir nicht weiter diskutieren“, sagte am Montag Sozialamtsleiter Josten, der auf eine Stichwahl gegen seinen Chef gehofft hatte. Diese Hoffnung war schon nach Auszählung der ersten Bezirke dahin gewesen. Am Montag war Josten bereits wieder mittendrin im Geschehen als Sozialamtsleiter. Schwierigkeiten in der künftigen Zusammenarbeit mit Bürgermeister Lommetz sieht er nicht: „Von meiner Seite wird es keine Probleme geben.“

... Kirsten Peters (CDU) hatten keine Chance gegen den Amtsinhaber.

Foto: Kurt Lübke

Der Wahlsieger war am Montag im Gespräch mit der WZ der gleichen Meinung: „Wir werden weiter gut zusammenarbeiten“, so Lommetz. „Vor allem mit Blick auf die Flüchtlingsthematik müssen wir das auch.“ Auf das deutliche Ergebnis war Lommetz auch am Montag noch stolz: „Ich habe meine Stimmen geholt, die anderen beiden nicht.“ Jetzt sei er froh, dass der Wahlkampf vorbei ist. „Und ich bin froh, dass es mein letzter Wahlkampf war“, so der 61-Jährige, der 2020 nicht erneut antreten wird.

In den kommenden fünf Jahren will sich Lommetz nach eigenen Angaben „voll ins Zeug legen“, um einige Projekte für die Gemeinde umzusetzen. Oben auf der Agenda stehe eine personelle Reform in der Verwaltung. „Da habe ich einige Ideen im Kopf, die ich jetzt mit den Parteien besprechen möchte.“

Zu diesen Parteien gehört auch die CDU, die die größte Fraktion im Gemeinderat stellt. Die Kandidatin der Christdemokraten erlebte am Sonntag mit 12 Prozent ein historisches Debakel. Dass Kirsten Peters wohl keine Chance haben würde, war schon am Abend des 16. März klar, als sie bei ihrer Nominierung von den eigenen Mitgliedern nur eine Zustimmung von 59 Prozent bekam. CDU-Mitglieder forderten sogar öffentlich, Manfred Lommetz und eben nicht die eigene Parteivorsitzende zu wählen. Dass auch im Wahlkampf viele CDU-Leute nicht damit hinterm Berg hielten, dass der Amtsinhaber ihr Favorit ist, setzte der schlechten christdemokratischen Außendarstellung die Krone auf.

Der CDU-Vorstand um Peters will die Niederlage in dieser Woche analysieren. „Wir werden alles aufarbeiten“, so Peters, die auch Montag noch am schlechten Ergebnis zu knabbern hatte. In den nächsten Tagen stehe eine Sitzung des Vorstandes an. „Danach werden wir sehen, wie es weitergeht.“ Mehr wollte sie am Montag nicht zur personellen Ausrichtung der Partei sagen. Auch zur mangelnden Unterstützung aus den eigenen Reihen hielt sie sich bedeckt.

Nutznießer des CDU-Debakels sind auf den ersten Blick SPD und Grüne, die ohne eigenen Kandidaten in die Wahl gegangen sind. Sie hatten auf Manfred Lommetz gesetzt — mit Erfolg: „Das Ergebnis ist deutlich. Ich bin überrascht, ja sprachlos über die Deutlichkeit. Es ist ein klares Votum für den Bürgermeister“, kommentierte SPD-Vorsitzender Roland Angenvoort.

Neben der Zusammenarbeit mit Lommetz geht es aber für die Sozialdemokraten in den nächsten Jahren auch darum, einen geeigneten Bürgermeisterkandidaten für 2020 aufzubauen. Denn eine wirkliche Alternative hatten SPD und auch die Grünen 2015 nicht. Ebenso wie die FDP, deren Vertreter sich in den vergangenen Monaten gar nicht zur Bürgermeisterwahl geäußert hatten.

Die große Personalfrage in Grefrath wird lauten: Was passiert nach der Ära des parteilosen Lommetz? Nicht nur aus Reihen der Christdemokraten fällt häufig der Name Christian Kappenhagen. Der 36-jährige CDU-Ratsherr hatte schon in diesem Jahr Ambitionen. 2020 sind sie womöglich noch größer.