Engagement Große Hilfsbereitschaft für 267 Flüchtlinge im Berufskolleg
Ehrenamtliche Helfer kümmern sich an der Kleinbahnstraße im Drei-Schicht-Betrieb um die Bewohner.
Kempen. Das Funkgerät von Olaf Schmitz piepst mal wieder. Fast im Minutentakt muss der Einsatzleiter Fragen seiner Kollegen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) beantworten. Er koordiniert alle Einsätze in der Dreifachturnhalle des Berufskollegs an der Kempener Kleinbahnstraße 61, in der seit Montag 267 Flüchtlinge leben. Die Menschen stammen aus sieben Nationen. Die meisten von ihnen sind Syrer. Es stehen 32 abgetrennte Kabinen zur Verfügung, die jeweils mit acht, zehn oder 16 Betten ausgestattet sind. Gedacht ist auch an eine Spielecke, einen Gebets- und einen Wickelraum.
Unter den Bewohnern sind viele Familien mit insgesamt 63 Kindern. Die Flüchtlinge sollten eigentlich erst am Montagvormittag gegen 11 Uhr aus Dortmund ankommen. Dann kommt der erste Bus aber schon am Sonntagabend gegen 18 Uhr, vier weitere folgen am gleichen Abend gegen 23.30 Uhr. Die Neuankömmlinge werden von bis zu 120 Helfern betreut. Inzwischen sind noch knapp 30 DRK-Helfer im Einsatz, die sich bei ihrer Arbeit im Drei-Schicht-Betrieb ablösen. Hinzu kommen zirka 20 Beschäftigte der Kreis- beziehungsweise der Stadtverwaltung, die sich bei ihrem Dienst abwechseln. „Sie kümmern sich beispielsweise um die Familien, helfen bei der Essensausgabe oder stehen als Ansprechpartner zur Verfügung“, sagt Kempens Stadtsprecher Christoph Dellmans.
Als die Flüchtlinge am Sonntagabend ankommen, ist die Halle am Berufskolleg bereits vorbereitet — und das innerhalb von nur 48 Stunden. „Die Zusammenarbeit ist der Wahnsinn“, sagt Schmitz und meint damit die Helfer von DRK, Technischem Hilfswerk (THW) und Feuerwehr. Die Helfer beteiligen sich auch daran, in der gesamten Halle Teppichboden zu verlegen. Betten werden aufgebaut und bezogen, die Duschen so in Einzelkabinen umgebaut, dass die Privatsphäre gewahrt bleibt.
Noch am Sonntagabend gibt es Hilfsaktionen. „Die Firma Schaumstoffe Weymanns von der Hülser Straße hat spontan 20 Kindermatratzen hergestellt“, berichtet Dellmans. Auch der Kempener Self-Markt liefert noch am gleichen Abend Kinderbetten, die vor Ort fehlen. Nach ihrer Registrierung werden die Flüchtlinge ärztlich untersucht. Zwei Frauen müssen mit Wehen ins Krankenhaus. Ebenso ein weiterer Bewohner, der sich etwas gebrochen hat.
Am Montagmorgen dürfen die Neuankömmlinge erst einmal ausschlafen, bevor es für alle das erste Frühstück in ihrer neuen Heimat gibt. „Ab heute führen wir dann feste Essenszeiten ein“, sagt Schmitz. Alle Mahlzeiten werden in der Küche des Kempener Krankenhaus hergerichtet. Inzwischen sind auch in allen Räumen Pläne aufgehängt worden, auf denen steht, wo die Bewohner in Kempen beispielsweise Geschäfte finden.
Auch die Heizung und Hinweisschilder für Notfälle sind installiert, und es gibt eine Art Gemeinschaftsraum. Zur Koordination der Arbeit vor Ort soll bald ein Container direkt neben der Halle aufgebaut werden.
Obwohl die Erstunterbringung der 267 Flüchtlinge damit weitestgehend problemlos gelungen ist, sind in den nächsten Tagen und Wochen viele logistische Probleme zu lösen — auch deshalb, weil bislang niemand weiß, wie lange die Flüchtlinge in der Halle des Berufskollegs bleiben müssen. Einige von ihnen sind ohne Schuhe und nur mit einer Plastiktüte in der Hand angekommen. Für sie wird in den Kleiderkammern nach geeigneter Bekleidung gesucht. Außerdem muss geklärt werden, wer die Einsatzleitung möglichst bald von den Helfern des DRK übernehmen kann.