Landtagswahl Landtagswahl: Nach dem Sieg war Britta Oellers zum Jubeln zu müde

Die extrem knappe Entscheidung im Wahlbezirk Krefeld/Tönisvorst hat auch die Siegerin Nerven gekostet. Mit nur 64 Stimmen Unterschied ließ sie Benedikt Winzen (SPD) hinter sich.

Hier war sie noch fit: Britta Oellers bejubelt zusammen mit Marc Blondin die ersten Prognosen zur NRW-Wahl.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Kreis Viersen/Krefeld. Britta Oellers wusste es schon, als sie vor wenigen Wochen zu Gast in der WZ-Redaktion in Kempen war: „Tönisvorst muss ich ziehen“, erklärte die CDU-Landtagskandidatin im gemeinsamen Wahlkreis Krefeld/Tönisvorst damals. Nur so sei der auf Krefelder Seite eher „rote“ Wahlkreis für die CDU zu gewinnen. Und am Ende hat’s gereicht: Mit nur 64 Stimmen Unterschied ließ sie Benedikt Winzen (SPD) hinter sich: 21 084 Bürger entscheiden sich für Oellers, 21 020 für Winzen.

Erst kurz vor Mitternacht herrschte Klarheit. Der CDU-Kreisvorsitzende Marcus Optendrenk, der mit einigen Getreuen bis dahin in der Kreisgeschäftsstelle ausgeharrt und ihr regelmäßig per Whatsapp Mut zugesprochen hatte, telefonierte gleich mit Oellers, die als Krefelderin im Wahlkampf viel Energie darauf verwendet hatte, in Tönisvorst bekannt zu werden. Bis zum letzten Tag um jede Stimme zu kämpfen, habe sich ausgezahlt, meinte sie am Montag. So richtig jubeln konnte sie zunächst nicht: „Dafür war ich zu geschafft.“ Ihrem Kontrahenten ging es noch schlechter: „Das ist extrem bitter“, erklärte Winzen nach der Niederlage.

Marcus Optendrenk ist lange genug dabei, um auch solche Situationen zu kennen. So erinnert er sich noch genau an 2012, als die krachende Niederlage der Rüttgers-Regierung von niemandem erwartet wurde. „Ein bisschen Demut habe ich mitgenommen“, sagt Optendrenk.

Er selbst legte in seinem Wahlkreis Viersen II bei den Erststimmen um satte 5719 (plus 5,89 Prozent) zu. „Wir haben viele Stimmen von Wählern zurückgeholt, die 2012 zuhause geblieben sind“, lautet seine erste Analyse. Auch Stefan Berger im Wahlkreis Viersen I konnte zulegen — um 4,63 auf 44,69 Prozent. Dagegen verlor Hans Smolenaers (SPD) im gleichen Wahlbezirk 5,25 Prozent, bei dessen Kollegin Tanja Jansen im Wahlbezirk Viersen II waren es sogar knapp sechs Prozent. Noch am Wahlabend hatte sie von einem „Desaster“ gesprochen.

Doch zurück zur CDU: Am Montagabend haben sich ihre zwölf gewählten Abgeordneten vom Niederrhein zu einem ersten Treffen zusammengesetzt. Stefan Berger wurde dabei zum Sprecher gewählt. Dieses Amt bekleidet er seit 2012.

Heute steht die konstituierende Fraktionssitzung in Düsseldorf an. „Ich weiß noch gar nicht, was alles auf mich zukommt“, so Britta Oellers: Bürosuche, Mitarbeitersuche — das alles muss sie nun organisieren. Gleichzeitig will sie die Wähler nicht vergessen: „Mein Engagement in Tönisvorst setze ich fort“, verspricht sie.

Auch Marcus Optendrenk hat weiter viel zu tun: Bei den Sondierungsgesprächen für mögliche Koalitionen wird er für die CDU den Finanzteil mit übernehmen.