Kempen. Letzter Halt: Kempen — „Gleis 3“
In der Nacht zu gestern wurde die ausrangierte Tram mit einem Tieflader auf die Sportanlage an der Berliner Allee gebracht. Nun kommt der Innenausbau. Am 29. Oktober soll Eröffnung gefeiert werden.
Kempen. Leise und leicht ist die Straßenbahn gestern morgen vom Tieflader auf ihr vorerst letztes Abstellgleis gerutscht. Am späten Vormittag wurde der Schlüssel für den neuen Jugendtreff „Gleis 3“, der auf der Sportanlage an der Berliner Allee neben der Skateranlage aufgestellt wurde, an das Jugendamt der Stadt Kempen übergeben.
Bis es soweit war, gab es aber einiges zu tun für die Mitarbeiter der SWK Mobil. Die 38 Tonnen schwere und und knapp 26 Meter lange Straßenbahn vom Typ M8C fuhr sonst zwischen Krefeld und St. Tönis. Rund drei Stunden hat allein das Aufladen am Krefelder Straßenbahndepot gedauert. Langsam rollte der Tieflader dann unter anderem über den Außenring, Kerkener Straße und Straelener Straße und rückwärts über die Berliner Allee zu seinem Ziel. Am frühen Morgen wurden die 16 Reifen dann am Gleis festgeschweißt. „So ist es jetzt kein Fahrzeug mehr, sondern ein Bauwerk“, erklärte Burkhard Kuphal, Leiter des Technischen Bereichs der SWK Mobil.
„Die Mitarbeiter haben uns sehr gut geholfen. Das war eine tolle Zusammenarbeit“, lobte Siegfried Ferling, Geschäftsführer der Stadtwerke Kempen, die der Kempener Jugend die ausrangierte Straßenbahn gespendet haben. Für die Bahn wurde ein symbolischer Schrottpreis gezahlt. Auch die Transportkosten haben die Stadtwerke übernommen. Viele der beteiligten Unternehmen haben ihre Leistungen für das Projekt gesponsort.
Die Fläche rund um die Straßenbahn wird nun noch gepflastert. In der Bahn müssen noch Beleuchtungen und Heizungen installiert werden.
Bei diesem Modell handelt es sich um eines der letzten, die mit den so genannten Vis-à-vis-Sitzen ausgestattet wurden, bei denen sich in einer Sitzgruppe jeweils zwei Menschen gegenübersitzen. „Das ist schön für die Kommunikation“, so Kuphal. Noch sind alle 54 Sitzplätze und die Fahrerkabinen, selbst Halte-Knöpfe und Notbremse an Ort und Stelle. Doch das soll nicht so bleiben.
Denn in Sachen Innenausstattung sind nun die Jugendlichen gefragt. Zusammen mit dem Team der Leiter der Jugendfreizeitheime um Stadtjugendpfleger Andre Fitzner entwickeln sie Ideen, wie es im Gleis 3 aussehen soll. Das sei ein ganz offener Prozess, sagt Sozialdezernent Michael Klee: „Ich bin gespannt, auf welche Ideen sie da so kommen.“
Eng zusammenarbeiten will die Stadt mit dem SV Thomasstadt, der auf der Sportanlage sein Vereinsheim hat. Dort können die Jugendlichen zum Beispiel die Toiletten mit nutzen. Und auch mit den Stadtwerken wird weiter zusammengearbeitet. Der Wachdienst vom benachbarten Aqua-Sol wird auch ein Auge auf den neuen Treff haben.
Wenn das „Gleis 3“ an die Jugendlichen übergeben wurde, werden sie sich an der Kasse des Schwimmbads den Schlüssel holen können. Der Treffpunkt soll von den Jugendlichen selbst verwaltet werden. „Dafür werden wir mit den Jugendlichen Verträge abschließen“, erklärt Jugendamtsleiterin Heike Badberg. Am 29. Oktober soll das „Gleis 3“ dann offiziell an die Jugendlichen übergeben werden.