Kempen Einblicke in die Kempener Moschee
Die muslimische Gemeinde zeigte am Wochenende Gästen ihre Räume an der Verbindungsstraße.
Kempen. Die Türkisch-Islamische Gemeinde Kempen ist vor anderthalb Jahren von der Kleinbahnstraße in eigene Räume an der Verbindungsstraße gezogen — das verklinkerte 70er-Jahre-Haus mit seinem Grundstück versetzte die knapp 90 Mitglieder jetzt erstmals in die Lage, am Tag der Offenen Moschee teilzunehmen. Die Resonanz war durchaus zufriedenstellend. Was auffiel: Zahlreiche jüngere Frauen hatten auf ihr Kopftuch verzichtet, sich geschminkt — moderne junge Damen, die sich dennoch in der Moschee gut aufgehoben fühlen.
Der Gebetsraum ist nur rund 25 Quadratmeter groß und mit Teppichen ausgelegt. Das Muster des Teppichs ist nach Mekka ausgerichtet. Etliche waschechte Kempener nahmen an den Führungen teil — sie wurden von Ilhan Avci, dem Dialogbeauftragten der Ditib-Gemeinde, geleitet.
Es ging dabei um so ernste Themen wie Tod und Trauer bei den Muslimen. Avci berichtete von der rituellen Waschung der Verstorbenen, die mit einem weißen Kleid ausgestattet und in weiße Tücher eingewickelt werden, die oben und unten „wie ein Bonbon“ zugewickelt werden. „Die Nachbarn versorgen die Familie des beziehungsweise der Verstorbenen eine Woche lang. Drei Tage Trauer gelten als angemessen“, erklärte der Dialogbeauftragte.
„Ich habe sehr viel gelernt“, gestand Margret Strasser. Was für sie nicht neu gewesen sein dürfte, höchstens etwas ungewohnt in einem islamischen Gebetsraum: An der Wand hängt Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Auch einige Flüchtlinge waren zum Herbstfest und dem Tag der offenen Moschee gekommen. Der elfjährige Maged war vor elf Monaten aus Syrien gekommen. Er spricht schon gut Deutsch und besucht die fünfte Klasse des Thomaeums. Er berichtete von einigen Fluchterfahrungen. Am schlimmsten sei für ihn, seinen Bruder und seinen Vater Haubboush Latta, dass ihre Ehefrau und Mutter auf Lesbos festsitzt.
Mohammeds Eltern sind ebenfalls noch in Griechenland, zum Glück ist sein Onkel, der Vater von Maged in Kempen.
Mehmet Tepecik vom Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde hat auf die Flüchtlingsströme reagiert: „Ich besuche einen Kurs, um zu lernen, wie man die Menschen integriert.“ Sabah Semmo, die aus dem Libanon stammt und seit 35 Jahren in Deutschland lebt, stellt sich immer wieder als Übersetzerin zur Verfügung — sie ist meistens am Freitagnachmittag in der evangelischen Kirche, wenn die Flüchtlinge sich dort treffen. „Der Zusammenhalt ist hier gut, man geht aufeinander zu“, sagt die Witwe, deren Kinder hier in Deutschland gute Jobs haben.