Luise-von-Duesberg-Gymnasium in Kempen „Das Abi ganz anders gewünscht“
Meinung · In knapp zwei Wochen beginnen die Abiturprüfungen. Zwei Abiturienten des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums in Kempen berichten, wie sie ihr letztes Schuljahr erlebt haben.
August de Langh, 19 Jahre alt
Ich muss zugeben, dass für mich persönlich die ganze Umstellung aufs Distanzlernen ziemlich schwierig war. Ich bin eher der Typ, der besser in der Klasse, der Gemeinschaft lernt und so auch dann besser dem Unterricht folgen kann. Denn zu Hause gibt es vieles, was einen ablenken kann. Beim ersten Lockdown hat kaum Distanzlernen funktioniert, die wenigsten Lehrer waren darauf vorbereitet. Man wurde einfach ins kalte Wasser geworfen.
Als dann im Sommer das neue Schuljahr begann, habe ich noch gedacht, dass alles wieder normaler wird. Wir sind wieder einige Wochen zur Schule gegangen, zumindest bis zum Herbst, und dann kam ja schon wieder der nächste Online-Unterricht. Ich hatte oft Probleme, mich zu konzentrieren. Man sitzt zu Hause am Schreibtisch vor dem Laptop oder Handy, und es ist kaum Interaktion möglich. Mich ärgert persönlich, dass ich deswegen eine schlechtere Note in Sachen Mitarbeit bekommen habe, in der Schule wäre das anders gewesen. Die Vorabiklausuren haben wir hinter uns gebracht, Im vergangenen Jahr schon Abipartys geplant und auch bereits einige Karten verkauft. Doch leider mussten wir alles absagen. Auch, dass der Abiball stattfinden wird, sehe ich persönlich nicht.
Am 23. April schreibe ich meine erste Leistungskursklausur in Englisch. Ich habe mir Bücher gekauft, die Lehrer haben auf unserer Plattform Material eingestellt, das ist gut. Noch zwei Wochen gehe ich zur Schule, und wir beackern nur die Abifächer, man konzentriert sich also nur darauf.
Corona hat viel kaputt gemacht. Ich hatte rückblickend eine schöne Schulzeit, doch man hätte sich das Abi natürlich ganz anders gewünscht. Ich habe für meine Zukunftspläne viele Sachen in Betracht gezogen. Gerade arbeite ich an einer Bewerbung für ein duales Studium im Bereich Hotelmanagement. Einen Plan B habe ich nicht. Ich hätte gerne die Zeit nach dem Abi, bis es dann beruflich losgeht, mit Reisen verbracht, aber derzeit kann niemand sagen, ob das alles stattfinden kann. Erst einmal Abi machen.
Clara Cervenka, 18 Jahre alt
Gerade gibt es gar keine Abwechslung zum Lernen. Es gibt nichts, worauf man sich freuen kann. Alles fällt aus. Das macht es schwierig, mich zu motivieren. Die letzten Monate hat ja der Hauptteil an Unterricht nur online stattgefunden. Somit saß ich den ganzen Tag vor dem Bildschirm, daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Mit dem zweiten Lockdown wurde es dann einfacher, einige Wochen waren wir Abiturienten dann auch wieder in der Schule. Es gibt viel Unterstützung von den Lehrern, ich bin sehr zufrieden, fühle mich gut aufs Abitur vorbereitet. Die Lehrer haben viel zusätzliche Zeit investiert, um uns vorzubereiten, das finde ich persönlich sehr gut. Aber natürlich ist Distanzunterricht nicht mit normalem Unterricht vergleichbar.
Ich erinnere mich noch gut an den zweiten Lockdown. Von jetzt auf gleich war mit Schule quasi Schluss, und da denkt man natürlich direkt an die Abiturprüfungen und wie das wohl werden wird. Für viele aus meiner Stufe kam dann zum Abitur noch ein zusätzlicher Stressfaktor hinzu.
Wenn ich an den Abiball denke, dann macht mich das schon sehr traurig. Seit der fünften Klasse habe ich mich auf diesen Tag gefreut. Doch dass der stattfindet, sehe ich nicht. Rückblickend auf meine Schulzeit kann ich sagen, dass alles sehr locker war und ich mich frei gefühlt habe. Jetzt hat Corona das Ende verändert, und ein Spaziergang ist mein Highlight des Tages. Doch dass das Virus Einfluss auf meinen Abi-Durchschnitt hat, das wird nicht passieren. Ich habe viel dafür gelernt.
Wenn das Abi dann geschafft ist, möchte ich ein Freiwilliges Soziales Jahr machen an einer Förderschule, danach gerne Kommunikationspsychologie studieren, aber da bin ich mir noch nicht einhundert Prozent sicher. Meine größte Angst ist derzeit, dass ich kurz vor den Prüfungen in Quarantäne kommen würde, das wäre ein Problem. Deshalb sind meine Kontakte auch auf ein Minimum eingeschränkt, ich möchte kein Risiko eingehen so kurz vorher.