Mit Neugier in die alte Festung
Im April beginnt die Ideenwerkstatt von Studenten zur Kempener Burg. Gestern wurden die Pläne präsentiert.
Kempen. Spannung, Neugier, Kreativität — diese Schlagworte fielen gestern bei einer Pressekonferenz zur Zukunft der Kempener Burg mehrfach. Wie bereits berichtet, möchten die Stadt Kempen und der Kreis Viersen (Eigentümer) mit einer Ideenwerkstatt den Startschuss für einen Veränderungsprozess rund um Kempens prominentestes Denkmal geben.
Unter der Leitung von Professor Kunibert Wachten von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen werden Studierende im Frühling neue Nutzungsideen für die mehr als 600 Jahre alte Festung entwickeln. Gestern Abend präsentierte Wachten die Werkstatt-Pläne in einer gemeinsamen Sitzung des städtischen Denkmal- und kreiseigenen Kulturausschusses.
„Diese Aufgabe ist unglaublich reizvoll“, sagte der Professor gegenüber der Presse. „Sich über die Nutzung einer Burg Gedanken zu machen — diese Chance ist für Studierende wohl einmalig.“ Deshalb sei es einfach gewesen, neben der RWTH Aachen fünf weitere Universitäten in das Projekt einzubinden. Vom 27. bis 30. April werden 20 bis 25 Studenten aus Aachen, Bochum, Dortmund, Köln und Wien in Kempen sein, um die Burg unter die Lupe zu nehmen.
Während des Aufenthaltes der Studierenden, die in der Burg ihre Büros haben werden, wird es auch verschiedene Fachvorträge geben. Ein Dozent freut sich laut Wachten besonders auf Kempen: „Professor Peter Zlonicky war vor 50 Jahren als Planer an der Altstadtsanierung beteiligt“, sagte Wachten über seinen „Mentor und Ziehvater“. Es sei schon außergewöhnlich, „dass er sich jetzt auch an einem Prozess zur Burg beteiligen kann“.
Alle Verantwortlichen betonten gestern Abend die Offenheit der Ideenwerkstatt. „Deshalb sind wir vor allem auf die Anregungen aus der Bürgerschaft gespannt“, so Wachten. „Die Ideenwerkstatt soll ergebnisoffen sein — losgelöst von jeglichen Finanzierungsfragen“, sagte Bürgermeister Volker Rübo. Andreas Coenen, Kulturdezernent des Kreises Viersen, betonte die herausragende Stellung der Kempener Burg: „Sie ist das Wahrzeichen der Stadt. Ich halte es für klug und richtig, eine bessere Nutzung für dieses Denkmal zu finden.“
Derzeit beherbergt die Festung das Kreisarchiv, Räume der VHS und das Büro des Kulturraums Niederrhein. Sollte die Burg tatsächlich eine neue Nutzung bekommen, würde vor allem für das Kreisarchiv ein neuer Standort gesucht.
Der Zeitplan der Werkstatt sieht vor, dass es am 30. April eine Zwischenpräsentation geben soll — die Öffentlichkeit ist willkommen. Dann ziehen sich die Studenten in ihre Unis zurück, um vor der Sommerpause ihre Vorschläge einzureichen. „Nach den Sommerferien wird sich dann eine Jury mit den Ideen befassen“, sagte Wachten. Nach der Juryprüfung würden dann „ausgewählte Vorschläge“ an Kreis und Stadt gehen.
In der Jury soll auch die Landeskonservatorin des LVR, Andrea Pufke, sitzen. „Eine entsprechende Anfrage haben wir gestellt“, sagte Kunibert Wachten. Mit dem LVR liegt die Stadt Kempen derzeit im Clinch — wegen der unterschiedlichen Auffassungen zur Tönisberger Zeche und zum Haus Peterstraße 20. „Ich würde mich freuen, wenn Frau Dr. Pufke dabei ist, um das Verhältnis etwas zu entkrampfen“, so Bürgermeister Rübo.
Der Ideenwerkstatt schließt sich eine Machbarkeitsstudie an (siehe Kasten). Und in einigen Jahren wird die Burg dann womöglich tatsächlich anders genutzt. Davor steht aber eine Menge Spannung, Neugier und Kreativität.