Nettetal: Jugendamt - Geld darf nur ein Aspekt sein

Über die Vorteiler einer eigenen Anlaufstelle berichtet ein Amtsleiter aus Hückelhoven.

Nettetal. "Es ist kein Ausnahmefall, sondern die Regel, wenn eine Stadt unserer Größenordnung die Trägerschaft für ein Jugendamt selbst wahrnehmen würde." Bürgermeister Christian Wagner (CDU) führte "angesichts mancher Aufgeregtheiten" mit "grundsätzlichen Anmerkungen" in der gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Finanz- sowie Jugend-Ausschuss ins Thema eigenes Jugendamt ein. Er bemühte den Grundsatz: Wer "am nächsten dran" sei, könne die Aufgabe auch am einfachsten und besten erledigen. Vom Land werde der Schwellenwert für ein Jugendamtes von 25 000 auf 20 000 Einwohner gesenkt. "Ist es möglich, in Nettetal den Normalfall eines eigenen Amtes zu erreichen?" fragte Wagner. Es werde nicht teurer als ein Verbleiben im Kreis: "Die Kosten werden tendenziell geringer, jedenfalls nicht höher."

Eigenes Jugendamt hat einen anderen Fokus

Ausführlich berichtete Ralf Schwarzenberg in der fast zweistündigen Debatte von seinen Erfahrungen. Er ist Jugendamtsleiter der Stadt Hückelhoven. Sein Amt scherte 2003 aus dem Heinsberger Kreis-Jugendamt aus und wird nach wie vor von allen politischen Kräften getragen. Als großen Vorteil eigener Jugendämter stellte Schwarzenberg die klaren Planungsmöglichkeiten, zugeschnitten auf die Bedürfnisse vor Ort heraus: "Der Fokus ist ein anderer - der Kreis schaut auf die Fläche." Weite Strecken kaprizierte sich die Debatte aufs Geld. Schwarzenbergs Mahnung: "Ein Jugendamt darf nie allein unter finanzpolitischen Aspekten betrieben werden." SPD-Fraktions-Chef Ralf Hussag verwahrte sich gegen (unausgesprochene) Vorwürfe, das eigene Jugendamt solle "kaputtgeredet" werden. CDU-Fraktions-Chef Günter Werner: "So klar wie für den Bürgermeister oder Herrn Troost ist der CDU-Fraktion die Sache noch lange nicht." (FDP-Chef Hans-Willy Troost hat sich bereits pro eigenes Amt ausgesprochen). Werner: "Wir werden eine Menge Fragen zu klären haben." Er kündigte "eine Reihe von Prüf-Aufträgen" an die Verwaltung an. Die dürften aber nicht ins Uferlose wachsen, müssten in einer überschaubaren Zeitschiene abgearbeitet werden können, ahnte Wagner.