Niederrhein: Bauern erwarten Ernteknick

Der ungewöhnlich trockene April stellt Landwirte und Förster vor Probleme.

Niederrhein. Ist der Mai kühl und nass, füllt er dem Bauern Scheun und Fass - sagt eine alte Bauernregel. Ein trockener Mai schadet also der Ernte. Doch was ist mit einem trockenen April? In dem diesjährigen hat es so wenig geregnet wie selten zuvor. Peter Wolf, Wettertechniker beim Wetteramt in Essen, bestätigt: "Seit dem 22. März gab fast keinen Regen mehr am Niederrhein."

Von der für diese Region zuständige Station in Vorst auf dem Hof von Mathilde und Peter Joppen wurden lediglich am 29. März 3,7 Millimeter Niederschlag gemessen. Das entspricht einer Wassermenge von 3,7 Litern, etwas mehr als sieben Bierflaschen, auf einem Quadratmeter. 2006 gingen in der ersten Aprilhälfte fast 50 Liter (fünf Kästen Bier) nieder, im ganzen Monat mehr als 70.

Peter Wolf wiegelt ab: "Ein einziges kräftiges Gewitter könnte das wieder aufholen." Aber das ist nicht in Sicht. "Wenn da was rausfällt", aus den Wolken, die in den nächsten Tagen wieder den Himmel bedecken werden, "dann ist das unbedeutend." An den Messstationen in Essen und Düsseldorf das gleiche Bild.

Einerseits freut sich Peter Joppen über das Wetter: "Ich lauf’ gern im Hemd rum. Und meine Frau, die friert immer so schnell." Bei Spitzentemperaturen von 28 Grad kein Problem, die im Vorjahr lagen bei maximal 13,9 Grad.

Doch als Landwirt sieht Joppen das mit gemischten Gefühlen. Zusammen mit dem kräftigen Wind verdunstet viel Wasser, es ist trocken. "Wenn es in den nächsten 14 Tagen nicht regnet, ist der Ernteknick vorauszusehen." Die eben gesäten Rüben könnten leiden, beim Getreide sieht er bereits Stellen, die nicht so dunkelgrün sind wie sonst im Frühjahr: "Dort, wo der Boden sandig ist."

Auch bei Kartoffeln gibt es Probleme. "Auf den Äckern kann man die Wildkräuter nicht bekämpfen." Die Spritzflüssigkeit wird nur mit Regen aufgenommen. Entsprechend fürchtet Joppen unkontrollierte Unkraut-Vermehrung. Den Kartoffelpflanzen selbst schadet die Trockenheit nicht. Sind die Böden lehmiger - mittelschwer - ist das Problem weniger gravierend. Dann ist die oberste Schicht locker, luftig und warm, das Wachstum der frischgesäten Rüben, rote Beete oder Zwiebeln wird gar begünstigt.

Für Wolfgang Halberkann, Leiter der Abteilung Stadtgrün in Viersen, bedeutet die Trockenheit zusätzliche Arbeit. "Wir haben jetzt schon jeden Tag zwei Gießfahrzeuge im Einsatz." Die wässern vor allem junge Stadtbäume. "Das tun wir sonst erst im Juni oder Juli."

So viel kann sein Kollege, Viersens Stadtförster Rainer Kammann, im Wald nicht für die kleinen Bäume tun. "Da käme man nicht nach. Die müssen sich selbst helfen und das tun die auch." Die dort gepflanzten Bäume sind wesentlich kleiner und brauchen nicht so viel Wasser.

Er sorgt sich vor allem um die historischen Kopfbuchen auf den Süchtelner Höhen. Die wurden vor einem Jahr geschnitten und haben wegen der Trockenheit im Sommer nicht wie erwartet ausgetrieben. Der trockene April könnte ihnen den Rest geben. "Wenn die dieses Jahr nicht kommen, kann man die vergessen."

Seine größte Sorge gilt der Waldbrandgefahr. "Vom 1. März bis zum 31. Oktober herrscht ein Feuer- und Rauchverbot im Wald", betont er nachdrücklich. "Auch auf den Wegen." Die oberste Bodenschicht und das vorjährige Laub seien momentan so trocken, "da reicht eine Kippe an der richtigen Stelle und alles brennt."