Oldtimer des Grefrather Löschzugs Feuerwehr pflegt ein Stück Geschichte
Grefrath. · Der Grefrather Löschzug hat ein Fahrzeug aus dem Jahr 1955, das gehegt und gepflegt wird.
Kaum öffnet sich das Tor der Waschhalle am Feuerwehrgerätehaus des Löschzug Grefrath, geht ein Strahlen über die Gesichter der Feuerwehrmänner, die sich vor der Halle eingefunden haben. „Das ist unser Schätzchen“, sagt der ehemalige Grefrather Wehrführer Harald Hoersen, während Unterbrandmeister und Maschinist Erwin Heußen den LF 16 aus der Halle fährt, die ihm als Stellplatz dient.
Eine rote flache Nase schiebt sich nach draußen. Der Blick fällt auf Holzleitern auf dem Dach und eine Haspel mit Holzspeichen, die am Heck des Löschgruppenfahrzeuges befestigt ist. An der Tür ist der Schriftzug „Freiwillige Feuerwehr Grefrath bei Krefeld“ zu lesen. Ein Blick in den Mannschaftssitzraum fällt auf Holzbänke und eine komplette Holzinnenverkleidung. Heußen lässt kurz den Alarm aufheulen. „Das hört sich, im Vergleich zu unseren heutigen Fahrzeugen, wie eine rostige Hupe an“, meint der frühere Gerätewart Hermann-Josef Ziemes mit einem Lächeln. Er gehört zu der Gruppe, die den Feuerwehr-Oldtimer aus dem Jahr 1955 hegt und pflegt. „Hermann-Josef sorgt wie ein Vater für das Auto“, lobt Hoersen.
Was heute mit fast 65 Jahren ein Oldtimer ist, war seinerzeit eine wahre Errungenschaft, die eigentlich in jedem Fachbuch auftaucht, das mit der Feuerwehr zu tun hat. Ab 1954 bot Daimler-Benz zu den bekannten Haubenfahrzeugen erstmalig ein Frontlenkchassis an, dem er den Namen Pullmann gab. Durch die flache Schnauze konnten die Fahrzeuglänge und damit auch der Radstand kürzer gehalten werden. Das wirkte sich wiederum positiv auf den Wendekreis aus. „Der Motor befindet sich aufgrund der kurzen Schnauze im Inneren des Wagens zwischen Fahrer und Beifahrer unter einer Kunstlederabdeckung versteckt. Damals wurde damit Werbung gemacht, dass mit der Abwärme vom Motor direkt die Scheiben vom Fahrzeug beheizt werden konnten“, erzählt Hoersen.
Die Freiwillige Feuerwehr Grefrath war die erste Feuerwehr in Deutschland, die ein solches Pullmann-Löschfahrzeug in Dienst stellte. Es war die Nummer eins der damaligen Baureihe. Es rollte als erstes Fahrzeug vom Fließband des Aufbauherstellers Metz aus Karlsruhe und war zunächst ein Vorführfahrzeug, bevor es nach Grefrath wechselte. Daher hat der Oldtimer auch die Besonderheiten der breiten Zierleisten und der sogenannten Auer-Rundumkennleuchte, wobei es sich um ein doppeltes Blaulicht handelt.
Für die Gemeinde Grefrath war es das erste vollwertige Löschfahrzeug mit Wassertank. Drei Jahrzehnte blieb es im Dienst. In den 80er Jahren setzte dann die schleichende Außerdienststellung ein. Die technischen Probleme begannen sich zu häufen. Die Pumpe wurde undicht. Die empfindlichere Saugseite macht Probleme, während die Druckseite noch funktionierte, was einen Einsatz als Verstärkerpumpe weiterhin möglich machte. Der technische Überwachungsdienst der Landesfeuerwehrschule, kurz TÜD genannt, stellte dann im Prüfungsprotokoll von 1991 größere Mängel fest, was ein Jahr später das Nachfolgefahrzeug auf den Plan rief. Das alte LF 16 ging in Rente, wobei ein zehnköpfiges Team ehrenamtlich die Pflege übernahm und es seitdem möglich macht, dass das Schätzchen auf Feuerwehrausstellungen in Erscheinung treten kann und so manchen Feuerwehrmann bei der Hochzeit begleitet.
Fahrtechnisch ist das LF 16
eine echte Herausforderung
Anekdötchen um das LF 16 gibt es reichlich. Alle erinnern sich noch daran, als ein Feuerwehrkollege beim Rückwärtseinparken in die Halle die Winkeärmchen des Fahrzeuges abfuhr. „Er fuhr mit ausgefahrenen Winkeärmchen in die Halle. Das Tor schwenkte ein wenig zurück, und weg waren die Arme“, erinnert sich Hoersen. Ein Dreivierteljahr suchte die Gruppe nach Ersatz. Schrotthändler, Oldtimertreffs, das Internet – alles wurde abgesucht. Durch einen Zufall wurden die altmodischen Blinker entdeckt und konnten wieder eingebaut werden. Fahrtechnisch stellte und stellt das LF 16 eine echte Herausforderung dar. Seine Lenkradschaltung muss mit Zwischengas und Doppelkuppeln bedient werden. Das heißt Kuppeln, ersten Gang rein, fahren. Für den nächsten Gang ist dann Kuppeln, Zwischengas geben und erneut Kuppeln angesagt, damit der Gang eingelegt werden kann. Was natürlich auch für die weiteren Gänge gilt. „Das Fahrzeug hat kein Synchrongetriebe. Es zu fahren war und ist eine Reifeprüfung für den Fahrer. Das Zwischengas erfordert Fingerspitzengefühl. Es darf nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig sein“, sagt Ziemes. Eins ist in all den Jahren gleich geblieben, und das ist das Kennzeichen. Nach wie vor fährt der Oldtimer unter KK - 213. Er ist nicht nur ein Stück Grefrather Feuerwehrgeschichte, sondern auch ein Stück
Ortsgeschichte.