Kempen Pläne für muslimische Bestattung

Für Beerdigungen nach den Regeln des Islams in Kempen will die Stadt ein Konzept erarbeiten. Es soll der Friedhofssatzung beigefügt werden.

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Kempen. Es war ein langer Weg. Doch nun sieht es so aus, als wenn der Rat die neue Friedhofssatzung und die neue Gebührensatzung in seiner nächsten Sitzung am 28. Juni beschließen wird. In den Ausschüssen zuvor gab es bereits grünes Licht. Das würde für die Kempener einige neue Möglichkeiten bieten. Denn dann kann man auf dem Friedhof an der Berliner Allee neben einer normalen Grabstätte auch solche wählen, die leichter zu pflegen sind.

Das „pflegevereinfachte Grab mit Gestaltungsoption“ für Sarg oder Urne ist zu einem großen Teil mit Rasen bewachsen. Ein Streifen kann individuell bepflanzt oder mit Stein oder Tafel gestattet werden. Für Urnen soll es hochwertig gestaltete Gemeinschaftsanlagen geben sowie die Möglichkeit, die Urne unter Bäumen bestatten zu lassen.

Doch schon bevor die Satzung beschlossen wurde, wurde bereits ein Punkt deutlich, an dem nachgebessert werden soll. In einer Einwohnerfragestunde meldete sich Ilhan Avci zu Wort. Der 50-jährige Kempener ist interkultureller Dialogbeauftragter der Türkisch-Islamischen-Union der Gemeinde Kempen. Und er würde es begrüßen, wenn auch muslimische Mitbürger die Gelegenheit hätten, ihre Angehörigen nach den Regeln ihrer Religion in Kempen beizusetzen.

Das Thema könnte in Zukunft aktuell werden. Für die ältere Generation der Muslime sei es noch selbstverständlich, dass sie in ihrem Heimatland beerdigt werden will. „Für die erste Generation gibt es da kein Wenn und Aber“, weiß Avci. Doch für die Generationen, die danach folgen, sei das nicht mehr zwingend. „Meine Kinder sind Deutsche. Sie sind hier aufgewachsen und fragen sich: ‚Was haben wir mit der Türkei zu tun?’“, sagt Ilhan Avci. Die Muslime in Deutschland bauen hier ihre Moscheen, da müsse auch der Friedhof dazu gehören.

Auch unter den Flüchtlingen, die vermehrt nach Deutschland kommen, sind Muslime. Zurzeit begehen diese den Fastenmonat Ramadan. „Bei unserem Fastenbrechen haben wir 20 bis 25 Flüchtlinge, die daran teilnehmen“, so Avci. Diese Menschen werden auch einmal sterben und wollen oder müssen dann vielleicht in ihrer neuen Heimat beigesetzt werden.

Bei einer muslimischen Beerdigung ist einiges anders als bei einer christlichen. Gebetet wird in der Moschee. Dann wird der Leichnam in einem Sarg zum Friedhof transportiert. Beigesetzt wird der Körper aber ohne Sarg — nur in Leinentücher gewickelt. Einäschern ist im muslimischen Glauben undenkbar. Wichtig ist die Ausrichtung des Körpers, der auf die linke Schulter gelegt und nach Südosten — in Richtung Mekka — ausgerichtet wird. Dann wird er mit Naturholzbrettern bedeckt, bevor Erde darübergelegt wird.

Wenn möglich, wäre es gut, wenn es für Muslime einen eigenen Bereich auf dem Friedhof geben würde, sagt Ilhan Avci. Auch die Pflege des Grabes ist anders als die Deutschen es sich vorstellen. Alles, was grün ist und lebt, soll nicht herausgerissen werden. Auch Unkraut darf wachsen, bis es vertrocknet ist. Dann wird es verbrannt und die Asche wird wieder auf dem Grab verteilt. Die für Christen übliche gepflegte Bepflanzung mit frischen Blumen der Saison ist bei den Muslimen nicht üblich. Der Tod gehört zum Leben. Das zeigen die Muslime auch, in dem sie am letzten Tag des Fastenmonats Ramadan, am 4. Juli, den Friedhof besuchen und dort beten.

Nun ist das Grünflächenamt am Zug. Die neue Friedhofssatzung soll zwar zunächst ohne eine Regelung für muslimische Beerdigungen verabschiedet werden. Die Verwaltung hat der Politik aber zugesichert, dass das Thema nun angegangen wird. Ein Konzept soll erarbeitet und dann nachträglich in die Satzung aufgenommen werden. „Das begrüßen wir ausdrücklich“, sagte Michael Rumphorst für die Grünen im Haupt- und Finanzausschuss. „Wir vertrauen darauf, dass die Verwaltung eine Lösung entwickelt und sind gespannt auf die Ergebnisse.“