Pleite: „Eine Katastrophe für Grefrath“

Der Autozulieferer Henniges hat Antrag auf Insolvenz gestellt.

Grefrath. Die schlechten Nachrichten für Grefraths Wirtschaft reißen nicht ab. Nach dem Wegzug der Mäurers Getränke Industrie und dem Abbau von 200 Stellen bei Johnson Controls trifft die Gemeinde der nächste Schock: Der Automobilzulieferer Henniges (früher GDX und Draftex) steht vor dem Aus.

Am Freitag wurde bekannt, dass der amerikanische Investor Wynnchurch Capital am Donnerstag für das Grefrather Werk Insolvenz angemeldet hat. Etwa 600 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe.

In einem Schreiben an die Belegschaft, das am Schwarzen Brett der Firma hängt, werden die aktuelle Finanzkrise und die daraus entstandenen Probleme für die Automobilindustrie als Grund für die "drohende Zahlungsunfähigkeit" des Unternehmens genannt.

Viel mehr hat die Belegschaft noch nicht erfahren. Nur, dass die Gehälter ab sofort von der Agentur für Arbeit übernommen werden. Die November-Löhne werden mit einigen Tagen Verspätung ausgezahlt. "Ich bin geschockt. So eine Nachricht kurz vor Weihnachten", sagte eine Mitarbeiterin.

Der Düsseldorfer Insolvenzverwalter Wolf-Rüdiger von der Fecht wollte sich auf WZ-Anfrage nicht zu den Zukunfts-Aussichten des Standortes Grefrath äußern. Am Montag will er die Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung persönlich über die Situation informieren. Die Produktion laufe vorerst weiter.

Bürgermeister Herbert Kättner reagierte Am Freitag geschockt: "Ein Aus des Unternehmens wäre eine Katastrophe für Grefrath." Ganz hat er die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. "Ein Insolvenzantrag ist ja immer eine Chance für etwas Neues", so Kättner. Gemeinsam mit dem Wirtschaftsförderer des Kreises, Rolf Adolphs, werde er das Gespräch mit dem Insolvenzverwalter suchen.

Skepsis für die Zukunft verbreitet hingegen die Aussage des Bürgermeisters, dass Henniges beziehungsweise GDX schon seit Jahren keinen Gewinn mehr eingefahren hat. "Es wurde schon lange keine Gewerbesteuer mehr bezahlt. Und die ist bekanntlich eine Gewinnsteuer."

Dass die drohende Pleite nicht plötzlich kommt, unterstreichen Informationen von den Gemeindewerken. "Schon seit längerem gab es Schwierigkeiten mit den Zahlungen von Henniges", sagte Kättner, der auch Mitglied des Aufsichtsrates der Werke ist. So habe es mehrfach Aufschübe von Zahlungen gegeben.

Die Gemeindewerke stehen durch die drohende Henniges-Pleite auch vor Problemen. "Henniges ist der größte Stromkunde der Werke", erklärte Herbert Kättner. Das Ende des Automobilzulieferers würde den Energieversorger "hart treffen". Über die Auswirkungen für die Gemeindewerke will der Aufsichtsrat am Montag in einer Sondersitzung beraten.