Poldi und Klose schocken die Fans

Die Zuschauer fiebern beim Rudelgucken mit dem deutschen Team. Nach dem 0:1 ist die Enttäuschung groß.

Kempen/ Grefrath/ Nettetal. Freitagmittag, 13.15 Uhr: Rund um den Buttermarkt herrscht hektisches Treiben. Von allen Seiten huschen Menschen mit schwarz-weißen Trikots, Deutschland-Fahnen und jeder Menge schwarz-rot-goldener Farbe im Gesicht ins Zentrum von Kempen.

Gleich geht es los: Deutschland trifft bei der WM in Südafrika auf Serbien. "Viel Spaß beim Spiel." Mit diesen Worten verabschiedet sich ein Kunde von den Mitarbeitern eines Handy-Ladens an der Judenstraße. Mit dem Fahrrad sind ein paar Jugendliche unterwegs zum Buttermarkt. "Schnell, sonst haben wir keinen Platz mehr", ruft ein Junge und tritt kräftig in die Pedale.

Und in der Tat ist Eile geboten: Vor Markt-Grill und Falko sind alle Tische besetzt. Auch auf dem Autoscooter haben sich geschätzte 80 Gäste von Falko-Wirt Dino Tonel niedergelassen. Bei allen Fans herrscht Zuversicht. "Wir gewinnen 3:1", ruft ein Mann, um kurz darauf per Megaphon neues Bier zu bestellen.

Im großen Saal der Kempener Lichtspiele ist die Zuversicht ebenfalls groß. Die meisten Fans tippen auf Sieg und bringen sich mit der Nationalhymne in Stimmung. Für Unsichere hat Kino-Chef Frank Janssen den Text auf Zetteln verteilt. "Wenn alle mitsingen, herrscht Gänsehaut-Atmosphäre", sagt Janssen.

Die hält im Kino auch während des Spiels an: "Auf geht’s, Deutschland schieß’ ein Tor!" Am Freitag muss es klappen, am Freitag muss Jogis Rasselbande einen Schritt in Richtung Achtelfinale machen.

Doch dann der Doppelschock: In der 37. Minute kassiert Miroslav Klose die zweite Gelbe Karte. Der spanische Schiedsrichter Undiano schickt den Stürmer vom Platz. Mehr als 400 Fans auf dem Beach-Außengelände der Lobbericher Hattrick-Hall sind fassungslos.

Dabei war die Schaager Thekentruppe (TT) um Präsident und Deutschland-Irokesen-Träger Jan (25) siegessicher "hierhin gekommen, weil die meisten Leute hier feiern". In der 38. Spielminute sind ihre Wunschergebnisse, darunter 3:0 für Jogis Jungs, Geschichte: Milan Jovanovic bringt die Serben mit 1:0 in Führung.

Jetzt heißt es Daumen drücken. Deutschkroate Niklas (22) hat extra sein rot-weißes Kroatien-Trikot angezogen, um Deutschland zu unterstützen: "Kroaten und Serben sind Feinde", grinst er. Und fünf Jungs aus Brüggen und Amern - sie sicherten sich bereits um 11Uhr die Erste-Reihe-Plätze - lassen sich trotz Gegentor die Stimmung nicht kaputtmachen. Ihr Motto: "Kein Bier vor Vier? Macht nix, wie sind zu fünft."

Währendessen haben die Thekenkräfte Carina, Rebecca und Nina stetig zu tun - stilecht mit Deutschland-Schminke und Hawaii-Kette. Doch Flirtversuche bleiben erfolglos: "Philipp Lahm ist der Beste", schwärmt Nina.

Endlich Halbzeit, Zeit zum durchatmen. Schlagartig hebt sich der Geräuschpegel unterm Zeltdach im Grefrather Eissportzentrum, viele der 2400 Fans vertreten sich die Beine oder spielen eine Runde Fußball auf der Rasenfläche. "Ich hoffe auf ein 2:1", sagt Rüdiger Lückertz mit Sohn Tom (1) auf dem Arm.

"Der Schiri hat nix drauf", beschwert sich Simon am Anfang der zweiten Halbzeit. Dann vergibt Lukas Podolski auch noch einen Elfmeter und damit die größte Chance zum Ausgleich. "Ein Trauerspiel" findet Johannes. Schlusspfiff, 15.15 Uhr: Die Vuvuzelas verstummen, die Fans sind enttäuscht. Jetzt hilft nur noch ein Sieg gegen Ghana am Mittwoch.