Rathaus-Sanierung verschoben

Dezernent Marcus Beyer setzt andere Prioritäten: zum Beispiel in Schulen und Kitas. Parallele Planung zum Neubau an der Schorndorfer Straße sei zeitlich unrealistisch.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Der Technische Beigeordnete Marcus Beyer hat vor gut drei Monaten die Nachfolge von Stephan Kahl angetreten. In den ersten Monaten seiner Amtszeit geht es für Beyer in erster Linie darum, die Fülle an Aufgaben „seines“ Dezernates zu sortieren und zu priorisieren. Das hatte der Krefelder schon zu seinem Einstand betont. Denn die Liste der Aufgaben — vor allem für das Hochbauamt — ist lang. Ein bedeutendes Ergebnis dieser Priorisierung ist nun, dass die Sanierung des Rathauses am Buttermarkt verschoben wird — und zwar auf einen unbestimmten Zeitpunkt.

Beyer teilte diese Nachricht den Politikern im Bauausschuss mit. Der Aufschub der Sanierung habe mehrere Gründe, wie Beyer im Gespräch mit der WZ bestätigt. Zum einen habe die Stadt Kempen im Baubereich weitaus wichtigere Aufgaben vor der Brust. Da reicht es schon, den Kita-Ausbau und die Schulsanierungen zu nennen. „Dafür zu sorgen, dass die Oberstufe der Gesamtschule künftig über ein adäquates Raumangebot verfügt, hat aus meiner Sicht Priorität“, nennt Marcus Beyer ein Beispiel.

Ein zweiter Grund für den Aufschub sei die Tatsache, dass die Stadtverwaltung mit ihren Planungen in Sachen Tempo nicht mit dem Baufortschritt an der Schorndorfer Straße mithalten kann, so Beyer. Dort entstehen schon seit einigen Wochen die drei neuen und rund zehn Millionen Euro teuren Verwaltungsgebäude, die der Investor Hout realisiert. Bürgermeister Volker Rübos Plan hatte ursprünglich so ausgesehen, dass die neuen Gebäude nach Fertigstellung durch Mitarbeiter aus dem Buttermarkt-Rathaus bezogen werden. Dann hätte man mit bereits vorliegenden Plänen im leergezogenen Rathaus mit der Sanierung loslegen können. „Vor allem aus personeller Sicht“ sei das nicht realistisch, sagt Beyer. Auf der einen Seite setzt ein Investor bereits bestehende Pläne ohne europaweite Ausschreibungspflicht um; auf der anderen Seite plant eine Kommune mit allen verwaltungsrechtlichen Vorschriften so ein großes Sanierungsprojekt: Das passe nicht zusammen.

Deshalb hat die Stadt nun entschieden, dass das Dezernat von Michael Klee mit Jugend- und Sozialamt als erstes in die neuen Häuser zwischen Bahnhof und Finanzamt ziehen wird. Vor allem die Jugendamtsmitarbeiter ächzen unter der beengten Raumsituation in St. Hubert. Dort besteht laut Beyer der größte Handlungsbedarf.

Die Alternative, den Neubau an der Schorndorfer Straße so lange leerstehen zu lassen, bis ein Sanierungskonzept für das Buttermarkt-Rathaus vorliegt, hält Beyer nicht für sinnvoll. Ebenso wenig den Weg, dass die Rathaus-Mitarbeiter an die Schorndorfer Straße ziehen und das Gebäude am Buttermarkt dann längere Zeit leer steht — ohne bestehenden Sanierungsplan.

„Wenn wir die Sanierung des Rathauses angehen und die Mitarbeiter kurzfristig woanders hinziehen müssen, wird eine andere Lösung gefunden werden“, so Beyer. Dann müsse man sich gegebenenfalls auf dem lokalen Immobilienmarkt umsehen und übergangsweise etwas anmieten. Beyer macht aber keinen Hehl daraus, dass der Zeitpunkt der Rathaus-Sanierung noch auf sich warten lassen wird: „Ich sehe keinen Zwang, dieses Projekt höher zu priorisieren.“

Punkt drei auf der Aufschub-Argumentationsliste ist der bevorstehende Denkmalschutz für das Kempener Rathaus. Wie bereits berichtet, hat der Landschaftsverband Rheinland (LVR) dem mehr als 50 Jahre alten Rathaus bereits einen Denkmalwert bescheinigt. Nun bleibt abzuwarten, ob die Experten des LVR tatsächlich eine Unterschutzstellung beantragen. Und welche Bereiche des Hauses zu einem Denkmal werden könnten. Eine Unterschutzstellung hätte in jedem Fall Einfluss auf Sanierungspläne.