Karneval Rosenmontagszug: Kempens Rot und Blau schlagen Petrus’ Grau

Kempen · Es war nass und kalt, aber wunderschön. Zehntausende Besucher feierten ausgelassen und friedlich beim Rosenmontagszug in Kempen. Der „Zoch“ mit 2200 Teilnehmern schlängelte sich flott durch die Altstadt. Das Prinzenpaar Peter II. und Brigitte I. hatte die Sonne der Azteken dabei.

 An der Ecke Judenstraße/Buttermarkt wurde den Traktoren und Wagen ausreichend Platz zum Rangieren gelassen. Rund um den Georgsbrunnen waren aber eine Menge Zuschauer dabei.

An der Ecke Judenstraße/Buttermarkt wurde den Traktoren und Wagen ausreichend Platz zum Rangieren gelassen. Rund um den Georgsbrunnen waren aber eine Menge Zuschauer dabei.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Vielleicht war es der Wunsch nach Sonne und Wärme, der das Prinzenpaar Peter II. und Brigitte I. dazu verleitet hat, auf einem gemieteten Wagen mit dem Motto „Mexiko“ unterwegs zu sein. Inmitten von Kakteen und Azteken-Sonnen sowie einigen Begleitern mit Sombrero-Hüten waren „Larry“ und Brigitte Wolters im Ornat beim Kempener Rosenmontagszug dabei. Es war ohne Frage ein Prinzenwagen, der für einige fragende Blicke unter den Besuchern des 26. Kempener Rosenmontagszugs sorgte. Das tat der Stimmung auf dem und um den Wagen herum aber keinen Abbruch. Trotz des nasskalten Wetters ohne jedwede mexikanische Hitze erlebten die Kempener Jecken einen tollen Tag.

Um 12.11 Uhr setzte sich der 77 Gruppen starke Zug in Höhe des Peterturms in Bewegung. Und mit dem Start ließ auch der Regen nach. „Wann wird der ,Zoch’ denn hier sein?“ Diese Frage von Zuschauern hörte man an vielen Stellen der Strecke. Schließlich konnten die Kempener das Spektakel zeitlich diesmal etwas schwerer einschätzen. Weil die Köhlerhalle nicht mehr als Abschluss-Party-Location zur Verfügung steht, gab es einen „Zug verkehrt“, der sein Ende am Zelt an der Otto-Schott-Straße fand. Dort, wo in den vergangenen Jahren stets die Aufstellung war.

Es waren ein paar Gruppen weniger als in den Vorjahren. Das schadete dem Großereignis keinesfalls. Kempens Zug schlängelte sich flott und ohne große Stopps und Lücken durch die Altstadt. Angesichts der Nässe war das sowohl für die rund 2200 Teilnehmer als auch die zehntausenden Besucher eine positive Entwicklung. Zur Erinnerung: 2017 gab es es teils 45 Minuten lange Standpausen.

Die Kreativität bei Fußgruppen und Mottowagen kannte keine Grenzen. Die KG Narrenzunft mit zwei Wagen und dem Motto „Was flattert denn da?“ bekam ebenso Szenen-Applaus auf dem Buttermarkt wie die gut 100 Personen starke Gruppe des St. Huberter Therapiezentrums von Mario Greuel, der sich das Thema „Zirkus“ ausgesucht hatte.

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So schön war der Rosenmontagszug in Kempen

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Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Viel Lob hatten die Zuschauer in Kempens Kern für die vielen lokalen Themen übrig. So bemängelte die St. Huberter Feuerwehr das traditionelle Sommer-Chaos am Königshütte-See. Die Hüpper’schen Fußballer, Handballer und Kegler machten deutlich, dass das Kendeldorf immer noch keinen Kunstrasenplatz hat. Ein Hingucker war auch der Wagen der Unterweidener St. Josefs-Schützen. Sie hatten die Gaststätte Dickerboom mit den Original-Schildern der Kneipe nachgebaut. Das Traditionslokal am Krefelder Weg musste nach 108 Jahren im Sommer schließen. Die Straßengemeinschaft Ellenstraße machte darauf aufmerksam, dass die Anwohner seit Jahren auf einer Baustelle leben.

Die Prinzenrolle ist im Kempener „Zoch“ immer ein Thema. Schließlich sind die Kekse von der Arnoldstraße beliebte Kamelle. Die Mitglieder der Straßengemeinschaft Südend machten sich als Prinzenrollen auf den Weg. Bekanntlich steht die Schließung des Kempener Stadtortes in diesem Jahr bevor. „De Beukelaer geht, hört auf zu schmolle, heut geh’n wir mit Prinz Larry auf die Rolle“, lautete das Motto der Nachbarn, zu denen auch das Prinzenpaar gehört.

Die Stadt Kempen mit Bürgermeister Volker Rübo, Vize Otto Birkmann und dem Beigeordneten Torsten Schröder an der Spitze war als „Rathaus des Geldes“ unterwegs, angelehnt an die beliebte Netflix-Serie. Der sonst so sparsame Bürgermeister schmiss das Geld am Montag mit beiden Händen raus. Die Kandidaten für Rübos Nachfolge waren auch im Zug vertreten: Cedric Franzes (FDP) auf dem Stadt-Wagen, Philipp Kraft als Kapitän der CDU und Christoph Dellmans als Prinzengardist.

Der Zug war an einem wetterbedingt eher düsteren Rosenmontag ein echter Farbtupfer. Rot, Blau und ein bisschen Grau – Kempen Helau!