Schmitz-Pläne bereiten Probleme
Die Löschung eines Denkmals wurde vertagt. Der Neubau stößt bei den Politikern auf wenig Gegenliebe.
Kempen. Überraschendes Ergebnis bei der Beratung über das geplante Bauvorhaben der Firma Schmitz an der Ecke Peterstraße/Donkwall: SPD, Grüne, FDP und — überraschenderweise — die CDU sprachen sich dafür aus, das Thema zu vertagen. Lediglich die Freien Wähler Kempen (FWK) sprachen sich in Person von Georg Alsdorf dafür aus, „dass möglichst schnell etwas Neues an dieser Stelle her muss“.
Am schwersten taten sich die Politiker damit, dass das denkmalgeschützte Haus Nummer 20 dem Neubau weichen müsste. „Wir haben Bauchschmerzen, das Haus aus der Denkmalliste zu löschen“, so Peter Fischer (CDU). „Wir möchten das heute nicht beschließen, wir wollen da keinen Schnellschuss machen.“ Die CDU wolle sich zunächst die Stellungnahme des Landeskonservators genau ansehen.
Diese muss die Verwaltung nun in schriftlicher Form nachreichen. Im Bau- und Denkmalausschuss berichtete Amtsleiter Karl-Josef Schaaff aus der Stellungnahme: Das inzwischen leerstehende Haus, das 1983 in die Denkmalliste aufgenommen wurde, könne nicht mehr „die notwendige Denkmalqualität“ aufweisen. Schuld daran sei „der Umbauwille vieler Generationen im Innern“. Laut Schaaff war die Unterschutzstellung schon 1983 nicht unbedingt erforderlich. Lediglich die Fassade, der Türrahmen und die Tür seien denkmalwürdig. „Über deren Erhalt kann man diskutieren“, so Schaaff.
Die SPD, durch deren Antrag das Thema aus dem nicht-öffentlichen in den öffentlichen Teil der Sitzung gelangt war, übte Kritik an den Aussagen von Schaaff: „Ich verwahre mich dagegen, dass wir den Denkmalschutz 1983 mal eben im Vorbeigehen beschlossen haben“, sagte Heinz Wiegers, der schon damals im Stadtrat saß. Das betreffende Haus aus dem Jahr 1776 würde dem Charakter der Altstadt entsprechen. Deshalb müsse man das Thema sensibel behandeln. „Aus meiner Sicht stehen die Interessen des Denkmalschutzes hier den Plänen eines Investors im Weg“, so Wiegers. Der Wille, das Gebäude zu erhalten, sei nicht tief verwurzelt.
Auch die Neubau-Pläne der Firma Schmitz und des Architektenbüros RKW, die die Stadt im Ausschuss präsentierten, stießen bei den Politikern nicht auf Zustimmung. „Diese Ecke ist charakteristisch für Kempen. Das neue Gebäude macht das Heiligenhäuschen daneben schlicht und einfach platt“, sagte Michael Rumphorst (Grüne).
„Auch wir sehen das Bauvorhaben kritisch“, so Odilo Heitzig (FDP). Damit sprach er auch Kollegen der CDU aus der Seele. Vor allem die drei- statt bislang zweigeschossige Bauweise war für einige Politiker „gewöhnungsbedürftig“. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob die Bauweise an dieser Stelle passt“, so Klaus Wollersheim (CDU). Auf den Besucherplätzen, auf denen auch Anwohner der Peterstraße saßen, wurde die Meinung deutlich, dass die Schmitz-Pläne für die Bauweise dem Klosterhof sehr nahe kommen. Dies ist auch nicht von der Hand zu weisen: Schließlich war dasselbe Architekturbüro am Werk.
Unterm Strich musste der Technische Beigeordnete Stephan Kahl am Montag eine Niederlage einstecken. Die Politik konnte sich nicht zum Abriss des denkmalgeschützten Hauses durchringen. An die Adresse von Heinz Wiegers sagte Kahl: „Es trifft uns sehr, wenn Sie uns vorwerfen, dass wir in Sachen Denkmalschutz keinen guten Job machen. Dem ist nicht so. Wir stecken viel Arbeit in dieses Themenfeld. Sie können sicher sein, dass wir keine Gefälligkeitsplanung für Investoren betreiben.“