Stadtfest: Kempen wie im Mittelalter

Ein Narr, ein Markt, ein Wochenende: Der Historische Handwerkermarkt erwies sich als Publikumsmagnet. Mittendrin der Gaukler Tamino und seine Musikanten.

Kempen. Auch ein Narr trinkt gerne Kaffee. Gaukler Tamino sitzt fernab des eigentlichen Trubels, der auf dem Buttermarkt und den angrenzenden Straßen herrscht, und stärkt sich vor seinem großen Auftritt. "Meine Sprüche entstehen meist spontan", verrät der jonglierende, zaubernde Tausendsassa, dessen rotgelbes Gewand sich bei jeder Bewegung klingelnd meldet.

Unzählige Schellen sind daran befestigt, sie sind das Markenzeichen jedes Narren: hohl wie mancher Kopf, und innen klingt es. Mit Flötensack, Diabolo und großen Trommeln macht er fortan die Altstadt unsicher.

Ein Narr, ein Markt, ein Wochenende. Wieder einmal war der von Stadt, Werbering, Verkehrsverein und Gaudium veranstaltete Historische Handwerkermarkt ein absoluter Publikumsmagnet, zumal an solch goldenen Oktobertagen.

Das Angebot war vielseitig und geschmackvoll, nur einige fliegende Händler passten nicht in das Gesamtbild. Da lohnte sich schon eher der Besuch bei der historischen Backstube von Bäckermeister Uwe Huesmann, der seinen Steinofen mit Buchenholz befeuerte. Dort gab es Rundbrote, Schmachtlappen und Furz-Laibe: "Die sind mit Zwiebeln gebacken", sagt der Bäcker und lacht.

Direkt gegenüber bot "der Obstler" alias Markus Seitz seine Ware an: Frucht- und Beerenweine sowie allerlei magische Elixiere. "Das Drachenblut ist aus dem Blut bester Schwiegermütter gemacht", versichert der vollbärtige Tunika-Träger und empfiehlt vor allem Elfentau und Liebestrank im Tongefäß.

In Richtung Kuhtor war der "Orient auf drei Metern" vertreten. Dort boten Annette und Ghassan Reda 1001 Düfte an, vom Weihrauch bis zum edlen Herrenparfum.

Nicht nur wer schon mal einen Korb bekommen hatte, konnte bei Flechterin Gabi Dingels sehen, wie aus Weidenruten ein hübscher Korb entsteht.

"Gerade arbeite ich an einem Kaafmang, einer Art Spreubehälter", sagte Gabi Dingels gutgelaunt. Sechs Stunden Arbeit stecken in dem 65 Zentimeter hohen Geflecht. Einen Einkaufskorb fertigt die fingerfertige Handwerkerin in "nur" zweieinhalb Stunden.

Vorbei an Dorfschmied, Scherenschleifer und Dampfkarussell führte der Weg ins Zelt zu Geschichtenerzähler Udalrich, der im Schatten des Kuhtors über Drachen, Hexen und Ritter berichtete. "Das ist spannend", urteilte Max (6). Die Größeren bestaunten derweil Schwerter und Messer der Rüstkammer von Birgitta von Uckenrode.

Und auch erste Weihnachtsgeschenke konnten hier erstanden werden: Holzschwerter und -schilde für die Kleinen, Spekulatiusmodel für die Mütter und eine handgemachte Pfeife für den Herrn.

Und wer stilecht reisen wollte, konnte eine Runde mit der knallgelben historischen Postkutsche drehen, natürlich hinter dem Kutschbock und ohne überfallen zu werden. Ein Narr, wer diesem Spaße nicht beiwohnen mochte.