Stolpersteine: Ein Blick nach Krefeld
Die Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig wird kontrovers diskutiert. Wie ist Ihre Meinung?
Kempen/Krefeld. Die Initiative „Stolpersteine für Kempen“ wird kontrovers diskutiert. Die Befürworter sehen in der Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig eine gute Möglichkeit, das Schicksal der im Holocaust ermordeten Juden zu würdigen. Gegner befürchten, dass über die Stolpersteine einfach „hinweg gegangen“ wird oder sie sogar die Gefahr bergen, dass sich „rechte Spinner“ darüber hermachen.
„Auch bei uns wurde sehr kontrovers über die Stolpersteine diskutiert“, erinnert sich Ingrid Schupetta, Leiterin der Krefelder NS-Dokumentationsstelle. „2005 stieß die Initiative in Krefeld zunächst auf Kritik.“ Weil die Jüdische Gemeinde die Aktion ablehnte, habe der Stadtrat mit einer CDU-FDP-Mehrheit gegen die Stolpersteine gestimmt.
Damit wollten sich die Schüler der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule aber nicht abfinden. Sie sammelten etwa 14 000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren „Pro Stolpersteine“. Mit Erfolg: „Wegen der vielen Unterschriften und der Unterstützung von Überlebenden des Holocausts und Angehörigen von Ermordeten ließ sich die Stadt Krefeld 2006 auf einen Kompromiss ein“, sagt Schupetta.
Und der sieht so aus: Wenn ein Stolperstein verlegt werden soll, müssen die Angehörigen zustimmen. Außerdem muss der Eigentümer des Hauses, vor dem der Stein verlegt werden soll, seine Zustimmung geben. Schupetta: „Die zweite Bedingung hat aber eigentlich keine Rechtsgrundlage, weil Straßen und Bürgersteige öffentlicher Raum sind.“ In Krefeld werde dieses Verfahren aber trotzdem mit Erfolg durchgeführt.
Dass mit den Gedenksteinen Schindluder betrieben wird, ist Ingrid Schupetta nicht bekannt. „Es gibt vereinzelte Fälle. Da wurde mal ein Kaugummi draufgeklebt.“ Rechtsextremistische Taten habe es aber nicht gegeben. Dafür, dass die Stolpersteine in einem ordentlichen Zustand bleiben, sorgen in Krefeld Paten. So planen es auch die Kempener Initiatoren.
Seit 2006 wurden in Krefeld insgesamt 41 Stolpersteine verlegt. „Dabei wird nicht nur an ermordete Juden erinnert. Auch an Sinti und Roma, politisch Verfolgte und Euthanasie-Opfer“, ergänzt die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle. Sie hält die Kunstaktion für gelungen: „Es ist eine lebendige Form des Gedenkens. Wir erleben sehr häufig, dass sich Gruppen für einen Stolperstein-Rundgang durch Krefeld anmelden. So ein Interesse gibt es für andere Gedenkstätten nicht.“
Wie ist Ihre Meinung? Sollen in Kempen Stolpersteine verlegt werden? Am Samstag von 11 bis 12 Uhr befasst sich die Rollende Redaktion mit dem Thema. Das WZ-Mobil steht an der Ecke Burg-/Engerstraße — direkt vor der Tchibo-Filiale.