Kostenfreie Menstruationsartikel für Kempener Schülerinnen Tampon-Automaten für Schulen

Kempen · In Kempen hatte die FDP beantragt, Damenhygieneartikel kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Dafür gab es viel Zustimmung.

In Edinburgh hielt eine Frau 2020 ein Schild mit der Aufschrift „It’s about bloody time – es ist verdammt noch mal an der Zeit“ hoch. Inzwischen gibt es in Schottland Tampons und Binden in öffentlichen Gebäuden kostenfrei.

Foto: dpa/Andrew Milligan

(biro) Schülerinnen in Kempen sollen Damenhygieneartikel wie Tampons und Binden bald kostenfrei an Automaten auf der Schultoilette bekommen können. Den Antrag dazu hatte die FDP gestellt. In der jüngsten Sitzung des Schulausschusses erhielten die freien Demokraten für diesen Vorschlag viel Zustimmung von den übrigen Fraktionen, die sich einstimmig für die Anschaffung solcher Automaten aussprachen.

In vielen Städten und Gemeinden beschäftigt das Thema die Politik – quer durch alle Parteien. Vor dem Hintergrund der sogenannten Periodenarmut könnten sich Mädchen und Frauen mitunter nicht ausreichend mit Menstruationsartikeln versorgen, weshalb Tampons und Binden in öffentlichen Gebäuden kostenfrei erhältlich sein sollten, so die Begründung, die in Kempen die FDP aufgegriffen hatte. Die Stadtverwaltung holte daraufhin Stellungnahmen der drei weiterführenden Schulen ein.

Schulen sehen nur teilweise Bedarf und befürchten „Unfug“

In den Schulen können Schülerinnen bislang kostenfrei Tampons oder Binden in den Sekretariaten erhalten. Dies werde von den Schülerinnen auch angenommen, führte die Verwaltung in ihrer Vorlage zur jüngsten Schulausschusssitzung aus. Die Gesamtschule sehe keinen konkreten Bedarf. Sie fürchte eher, dass mit den Hygieneartikeln „Unfug“ getrieben werde. Das Thomaeum könne sich solche Spender vorstellen, sehe als Standort aber eher einen anderen Raum als die Toiletten. Auch das Luise-von-Duesberg-Gymnasium sehe keinen konkreten Bedarf, die Spender seien aber auch kein Nachteil. In der Abwägung erkannte die Verwaltung deshalb keinen akuten Handlungsbedarf. Man teile die Bedenken der Gesamtschule, dass die Artikel zweckentfremdet werden könnten oder es zu Schäden kommen könnte. Dem widersprach nicht nur Maximilian Wolters (FDP) im Ausschuss vehement. Insbesondere für jüngere Mädchen sei die Periode ein Tabu, man könne nicht erwarten, dass sie Erwachsene im Sekretariat nach Hygieneartikeln fragten.

Zustimmung gab es aus den Reihen der Grünen und der SPD, deren Vertreterinnen ebenfalls daran erinnerten, wie peinlich es Mädchen sei, im Sekretariat vor aller Ohren um einen Tampon zu bitten. Zustimmung gab es dann auch von der CDU, woraufhin alle Fraktionen beschlossen, die Automaten anzuschaffen. Sollten diese beschädigt werden, werde die Verwaltung das Thema erneut an die Politik geben, versprach Schuldezernent Bennet Gielen. Die müsste dann entscheiden, ob die Automaten hängen bleiben oder wieder abgebaut werden. Ob weitere öffentliche Gebäude solche Automaten erhalten, soll im Haupt- und Finanzausschuss besprochen werden.