Thomas-Mann-Straße: Anwohner im Dunkeln
Die Stadt hat auf zwei Wegen die Beleuchtung abgeschaltet, weil sie dort nicht Eigentümerin ist.
Kempen. Wenn die Bewohner der beiden Stichwege an der Thomas-Mann-Straße im Hagelkreuz abends und nachts zu ihren Häusern gehen, sehen sie so gut wie nichts. Tiefschwarz liegen die Gassen in der Dunkelheit, denn die beiden Straßenlaternen funktionieren seit dem 1. April nicht mehr.
„Die Stadtwerke haben uns gesagt, dass sie für diese beiden Laternen nicht zuständig seien“, sagt Anwohnerin Martina Wurow. Der Grund, auf dem die Laternen stehen, sei Eigentum der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft für den Kreis Viersen (GWG). 16 Häuser und ihre Bewohner sind betroffen. „Es ist bei uns nachts stockdunkel, da direkt hinter unserer Straße das Feld beginnt“, erklärt Wurow.
Die Häuser wurden 1974 gebaut. Seitdem hatten sich die Stadtwerke um die Wartung und den Austausch von Leuchtmitteln gekümmert. Doch 2010 wollte die Stadt Sparlampen installieren und stellte fest, dass ihr gar nicht alle Laternen gehören. „Es hatte wahrscheinlich nie jemand bemerkt, dass diese Laternen auf privaten Wegen stehen“, erklärt Torsten Schröder, Leiter des Tiefbauamtes.
„Wir beleuchten natürlich keine privaten Wege mit öffentlichen Geldern“, so Schröder. Dementsprechend habe man Ende Dezember 2010 der GWG mitgeteilt, dass man die Stadtwerke beauftragen werde, die Laternen zum 1. April abzuschalten. Diese könne die GWG allerdings auf eigene Kosten weiter betreiben.
Die GWG habe der Stadt daraufhin angeboten, ihr die beiden Wege mit einer Fläche von jeweils 160 Quadratmetern zu schenken. Schröder: „Wir wollen diese aber gar nicht haben und haben das abgelehnt.“ Da die GWG laut Schröder danach nichts mehr von sich hören ließ, gingen am Stichtag 1. April an der Thomas-Mann-Straße die Lichter aus. Schröder: „Wenn wir nicht ausgeschaltet hätten, würde da nie etwas in Bewegung kommen.“ Die Anwohner habe man per Postwurfsendung informiert. „Das Schreiben kam erst am 18. April bei uns an, nachdem wir uns bereits beschwert hatten“, entgegnet Wurow.
Laut Schröder ist es jederzeit möglich, dass sich die Anwohner zusammenschließen. Dann könnten die Stadtwerke die Laternen auf entsprechende Stromzähler umklemmen, so dass die Kosten ermittelt werden können. Diese sollen überschaubar sein: „Das sind Lampen mit nur 80 Watt.“ Die Wartungskosten beliefen sich auf 25 Euro pro Jahr.
„Wir haben nicht gewusst, dass uns die Stichwege gehören“, sagt Jörg Zimmer von der GWG. Es handele sich um eine Altlast des Gemeinnützigen Bauvereins Kempen-Hüls, der 1982 in der GWG aufging. „Offenbar wurde damals vergessen, die Flächen auf die Stadt zu übertragen.“
Die GWG könne damit allerdings nichts anfangen und habe sie der Stadt angeboten. Da die Absage aus Kempen erst Anfang April eingegangen sei, könne man erst jetzt reagieren. „Wir bereiten derzeit vor, die Wege und Lampen auf die Anwohner zu übertragen“, erklärt Zimmer. Sollten diese damit nicht einverstanden sein, werde die GWG trotzdem nicht die Stromkosten übernehmen. In diesem Fall bliebe es dunkel an der Thomas-Mann-Straße.
„Kaufen werden wir nicht, das Risiko ist mir zu hoch“, sagt Martina Wurow. Besonders die Folgekosten seien nur schwer einzuschätzen. In den nächsten Tagen wolle sie sich mit den Nachbarn zusammensetzen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Wurow: „Wir werden auf jeden Fall die Stadt anschreiben, ich sehe das nicht ein.“