Thomas-Verein steckt in der Krise
Zwischen Geschäftsführer Gereon Vogler und Propst Thomas Eicker als Vertreter der Pfarrgemeinde gibt es Unstimmigkeiten. Im schlimmsten Fall droht das Aus.
Kempen. Turbulenzen im Thomas-Verein: Zwischen dem Geschäftsführer des Vorstandes, Gereon Vogler, und Vertretern der katholischen Kirchengemeinde ist ein heftiger Streit entbrannt. Der Hintergrund: Seit dem Tod des Vorsitzenden, Georg Strasser, im Dezember 2013 ist unklar, wie der Verein organisatorisch aufzustellen ist.
„Im Vereinsregister sind Herr Strasser als Vorsitzender und ich als Geschäftsführer eingetragen“, sagt Gereon Vogler im Gespräch mit der WZ. „Ist einer dieser beiden etwa verstorben, gilt der Vorstand des Vereins nicht mehr als voll geschäftsfähig. So ist die Rechtsprechung“, gibt Vogler ein Gespräch mit einer Vertreterin des Amtsgerichtes Krefeld wieder, das er nach eigenen Angaben geführt hat.
Aus diesem Grund hatte Vogler für den 6. März zu einer Mitgliederversammlung eingeladen. Bei diesem Treffen im Pfarrzentrum der Thomaskirche ist es nach Auskunft verschiedener Anwesender zum Eklat gekommen. „Bei der Versammlung erschien Propst Thomas Eicker“, berichtet Gereon Vogler. „Der Propst wollte diverse Ergänzungen zur Tagesordnung beantragen.
Er ist mir sogar bei der Begrüßung ins Wort gefallen.“ Das Problem ist laut Vogler allerdings, dass der Geistliche gar kein Mitglied im Thomas-Verein ist. „Er ist dem Verein nie beigetreten. Herr Eicker war letztmalig 2006 bei einer Versammlung. Die Akten belegen, dass er als ,Gast’ anwesend war“, so Vogler.
„Thomas Eicker hat mit seinem Auftreten die Sitzung regelrecht gesprengt“, sagt Gereon Vogler. Nach „krawallartigen Diskussionen“ habe der Geschäftsführer die Sitzung bereits nach 15 Minuten abgebrochen. Somit sei der Verein derzeit nicht geschäftsfähig.
Der Propst sieht sich sehr wohl als Mitglied des Vereins. Auf Anfrage der WZ bezog sich der Pfarrer Montag auf die Satzung vom 31. Januar 1993. Die Satzung, die auf der Homepage des Thomas-Vereins abzurufen ist, besagt, dass der Vorstand aus fünf Mitgliedern besteht: Vorsitzender, Geschäftsführer, Kassierer sowie jeweils ein Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde.
Die Vertretung der katholischen Gemeinde übernimmt nach eigenen Angaben Propst Eicker. „Wenn ich in den vergangenen Jahren aus terminlichen Gründen nicht immer bei den Versammlungen war, hat Pfarrsekretärin Doris August die Vertretung der Gemeinde übernommen“, sagt der Priester. August ist selbst Mitglied des Vereins und Kassiererin.
Ob Eicker als Vertreter der Pfarrgemeinde auch Mitglied des Vereins ist, muss möglicherweise juristisch entschieden werden. Neben Vogler steht auch der Propst nach eigenen Angaben in Kontakt mit dem Amtsgericht Krefeld. „Wir haben auch schon Rat bei einem Notar gesucht“, so Eicker, der mit „Wir“ die katholische Pfarrgemeinde meint.
Unklarheit besteht zwischen beiden Seiten darüber, was die aktuelle Liste der Mitglieder angeht. Laut Vogler hat der Verein derzeit nur noch zehn Mitglieder — in Spitzenzeiten habe es etwa 25 Menschen gegeben, die sich im Verein für das Erbe von Thomas von Kempen eingesetzt haben. Propst Eicker sagte Montag gegenüber der WZ, dass „die Liste nicht auf dem aktuellsten Stand ist“ und Vogler „die Aufnahme weiterer Mitglieder verweigert oder ignoriert“.
Klarheit könnte eine außerordentliche Wahlversammlung bringen, die das Vereinsrecht laut Vogler nun fordert. Thomas Eicker erwartet nach eigenen Angaben von Vogler, „dass er seiner Verpflichtung als stellvertretender Vorsitzender nachkommt und eine ordnungsgemäße Wahlversammlung einberuft, in der die offenen Fragen geklärt werden können“.
„Ich werde in Kürze die Mitglieder zu einer solchen Versammlung einladen“, sagt Vogler, der Eicker allerdings, wie bereits erwähnt, nicht als stimmberechtigtes Mitglied ansieht. „Bei dieser Versammlung muss ein neuer Vorstand gewählt werden, damit der Verein wieder geschäftsfähig ist.“ Andernfalls drohe das Aus. Vogler selbst steht nicht mehr für einen Vorstandsposten zur Verfügung: „Ich kann auch ohne den Verein für Thomas von Kempen arbeiten.“