Kempen Tolle Darsteller, tolle Umsetzung
Thomaeer brachten den Broadway mit „Big Fish“ nach Kempen.
Kempen. Wenn die Zuschauer Taschentücher zücken, weil sie ergriffen sind, dann sind Schauspiel-Profis am Werk. Die Musical-AG am Thomaeum hat sich wieder selbst übertroffen. Mit dem erst vier Jahre alten Broadway-Musical „Big Fish“ haben rund 60 Gymnasiasten eine Deutschland-Premiere im Bereich Schul-Theater auf die Beine gestellt, die beim Publikum vollen Anklang fand.
Im Mittelpunkt des Stücks stehen Vater und Sohn, die sich auseinandergelebt haben. Will (Franziscus Brux) bittet seinen Vater Edward (Lauritz Novotny) bei seiner Hochzeit mit Josephine (Miriam Menning) nicht wieder eine seiner Geschichten zu erzählen. Will war als Kind (Willy Laschet) mit diesen meist surrealen Erzählungen des damals jungen Edward (Oliver Driesch) aufgewachsen und ist davon mehr als genervt.
Edward rückt sich jedoch während der Feier ohne Rücksicht auf seinen Sohn in den Mittelpunkt, wodurch sich das Verhältnis der beiden dramatisch verschlechtert. Erst ein Anruf von Mutter Sandra (Annika Philipps) veranlasst Will Wochen später dazu, in sein Elternhaus im Süden der USA zurückzukehren — doch da ist es schon fast zu spät.
„Big Fish“ zeichnet sich durch viele Rückblenden, Zeitsprünge und Erzählperspektiven aus. Aufgrund der doppelten Besetzung (Vater und Sohn in Jung und Alt) und der hervorragenden Inszenierung durch Regisseur Marcus Brux ist der Handlung aber dennoch leicht zu folgen.
Das vielseitig einsetzbar und intelligent gestaltete Bühnenbild von Jürgen Hemkemeyer lässt den Zuschauer völlig in die von Edward entworfenen Phantasie-Welten eintauchen. Auf der Bühne verschmelzen Erinnerung, Erzählung und Traum zu einem darstellerischen Gesamtkunstwerk, in dem Wills Sprung durch einen überdimensionalen Fernseher nur einer von zahlreichen Höhepunkten ist.
Die von Brigitte Nienhaus gestalteten Kostüme lassen Hexen, Riesen und weitere Figuren auf der Bühne erscheinen. David Nethen ist für die musikalischen Komponenten verantwortlich. Am Klavier sitzend, dirigiert er nicht nur das zwölfköpfige Schul-Orchester, sondern auch den Chor und die Solisten. Souverän führt er alle Beteiligten durch die fassettenreiche Musik des Komponisten Andrew Lippa, die von typischen Südstaaten-Klängen bis hin zum Wiener Walzer reicht. Hierbei müssen die Darsteller nicht nur singen, sondern auch tanzen können (Choreographie von Nele Martens und Julia Müller).
Will setzt nun alles daran, die Geschichten seines Vaters zu ergründen. Wie haben seine Eltern sich kennengelernt? Hat Edward damals wirklich seine Heimatstadt gerettet? Und was verbindet den Vater noch mit seiner Jugendliebe Jenny Hill (Marie Angona)? Wer sich von diesen spannenden Fragen mitreißen lassen möchte, bekommt Freitag und Samstag noch die Möglichkeit dazu. Letzte Karten gibt es an der Abendkasse für acht Euro (ermäßigt fünf). Beginn ist um 19.30 Uhr in der Schul-Aula, Am Gymnasium 4.