Kempen Die Umstellung auf die Sommerzeit geht vielen auf den Zeiger
Unnötig sagen viele, nehmen aber die verlorene Stunde und den gestörten Schlaf-Rhythmus gelassen hin.
Kempen. In der Nacht von heute auf morgen werden die Uhren wieder umgestellt: von 2 auf 3 Uhr — Sommerzeit. Die Meinungen dazu gehen auseinander. Das wurde gestern Vormittag auch im Rahmen der Rollenden Redaktion der WZ auf dem Kempener Buttermarkt deutlich.
„Wir halten überhaupt nichts davon“, sagt Rudolf Neeten. „Wir hätten lieber wieder nur eine einzige Zeit.“ Allerdings gibt er zu: „Schön ist, dass es jetzt wieder abends später dunkel wird.“
Genau das schätzt auch eine Kempenerin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Sie mag den längeren Sommerabend. „Das hat Italien-Flair“, findet sie. „An der Umstellung kann man eh nichts ändern. Es gibt Schlimmeres“, ruft eine andere Frau im Vorbeigehen.
Redaktion vor Ort
Für ihn sei das Ganze nie ein Thema gewesen, winkt Toni Meyer aus Willich ab. „Die eine Stunde macht mir nichts aus.“ Der bekannte Kempener Landwirt Heinz-Josef Tölkes sieht das völlig anders: „Ich finde die Zeitumstellung nicht gut. Damit kommt auf uns Landwirte eine Stunde mehr Arbeit zu.“
Zum Beispiel müsse man in der Heuernte warten, bis der morgendliche Tau verschwunden ist. Und auch die Tiere seien betroffen. „Meine Schweine brauchen einige Wochen, um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen.“ Wenn er um 6 Uhr in den Stall gehe, sei es ja eigentlich erst 5 Uhr.
An die Tiere denkt auch ein anderer Kempener, der sich zum Thema äußert: „Die spielen dann wieder alle verrückt, zum Beispiel die Kühe“, so der Passant. Und er selbst habe auch „ein paar Tage damit zu kämpfen“, eher er wieder „in der Spur“ sei.
Eine Wochenmarkt-Besucherin passiert den WZ-Stand. „Man sollte es alles so lassen und die Zeit nicht zurückstellen. Gerade wenn die eine Stunde weggenommen wird, finde ich das nicht gut und tue mich mit der Umstellung schwer“, so die Kempenerin.
Rita Liffers ist gegen die Umstellung auf Sommerzeit.
„Das muss nicht sein“, sagt Rita Liffers zur bevorstehenden Umstellung auf die Sommerzeit. Sie ist mit ihrem zweieinhalbjährigen Enkel in der Stadt unterwegs. Gerade Kinder brächte dies doch total durcheinander, sagt sie. „Sie haben doch einen natürlichen Rhythmus. Man kann ihnen nicht generell sagen: Du gehst um 19 Uhr schlafen.“ Noch sei ihr Enkel nicht im Kindergarten. Dann spiele die Zeitumstellung eine noch größere Rolle.
„Ich sehe keinen Sinn und keinen Nutzen darin“, betont Gertrud Klinger aus Kempen. „Unangenehm“ sei es ihr besonders deshalb, weil sie täglich zwischen 5.15 und 5.30 Uhr aufstehen müsse. „Ab Montag ist es dann eigentlich 4.15 Uhr.“
Obst- und Gemüsehändler Peter Clemens bleibt gelassen: „Wir stellen uns darauf ein.“ Viel mehr Aufwand, als den Wecker richtig einzustellen, sei das für ihn nicht. „Die innere Ruhe ist da. Ich wache immer ein paar Minuten vor dem Klingeln auf.“ Und dann sei er auch gleich fit — „schneller als meine Frau“, sagt er mit einem Augenzwinkern und fügt hinzu: „Wir kennen das und sind es seit eh und je gewohnt.“
CDU-Landtagsabgeordneter Marcus Optendrenk gesellt sich vom Stand der Jungen Union auf dem Buttermarkt kurz an den WZ-Stehtisch. Er meint: „Vom Ursprung her ist die Idee der Sommerzeit gut. Aber das Thema hat sich totgelaufen. Man könnte es problemlos abschaffen. Der Energiespareffekt ist nur minimal.“ Sein Sohn (3) bräuchte 14 Tage, um sich an die Umstellung zu gewöhnen.
Eine Frau hat die Ankündigung zur Freitagsumfrage gelesen und lobt einen früheren Artikel, den sie seitdem aufgehoben hat: „Finger weg von der Uhr“ — das entspricht auch ihrer Überzeugung, denn die Kempenerin meint: „Freude darüber zu empfinden, dass es abends eine Stunde länger hell ist, ist Quatsch. Es ist und wird auch ohne Umstellung hell.“ Im Weggehen sagt sie noch: „Es ist ein Glück, dass sich die Erde dreht. Sonst würde sie noch jemand anhalten.“