Buch über die Kempener Altstadt Geschichten über die Kempener Altstadt

<irwordspace style="word-spacing 01875em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Kempen </irglyphscale></irwordspace> · Die Kempener lieben ihre Altstadt. Dass es viel mehr als das Offensichtliche zu entdecken gibt, zeigt ein neues Buch. Zwölf Kempen-Experten erzählten Autor Axel Küppers Wissenswertes und Kurioses.

Einen Einblick in das neue Buch gaben (v. l.) Axel Küppers, Ina Germes-Dohmen, Gerhard Kuhl, Heike Seidemann, Antonius Kiwall, Edith Stefelmanns und Dirk Lewejohann.

Foto: Marc Schütz

Geschichten, Bilder, Aufsätze und Bücher über Kempens historische Altstadt gibt es zuhauf – doch jetzt gibt es einen neuen interessanten und lesenswerten Ansatz, Leserinnen und Lesern Kempens wertvolles Zentrum schmackhaft zu machen: „Kempen anders sehen – elf Spaziergänge durch die Altstadt“ heißt das gerade erschienene Buch von Autor Axel Küppers, Grafik-Designerin Heike Seidemann und Herausgeber Dirk Lewejohann von der Thomas-Buchhandlung. Die elf Spaziergänge hat der Journalist Axel Küppers mit zwölf Kempen-Expertinnen und -Experten unternommen und die Geschichten dazu aufgeschrieben sowie das Ganze reich bebildert. Seidemann hat es optisch ansprechend gestaltet und mit einem peppigen Cover versehen.

Das Buch richte sich eher – aber nicht nur – an diejenigen, die Kempen schon ganz gut kennen, sagt Küppers. Ziel sei es gewesen, einmal andere Seiten der Kempener Altstadt zu zeigen. Daher sei das Buch auch kein klassischer Reiseführer, denn so etwas gebe es ja schon. Vielmehr ist das rund 200 Seiten dicke Buch dazu gedacht, auf der Couch, im Bett – oder wo man halt am liebsten schmökert – gelesen zu werden. Die Spaziergänge lassen sich dann anhand der Karte auf den letzten Seiten selbst rekonstruieren. 63 markante Punkte, um die es in den Geschichten im Buch geht, sind dort verzeichnet.

„Wir wollten ein Buch, das erklärt, verführt, kritisiert oder auch nur einfach Dinge aufzeigt, die man bisher nicht wahrgenommen hat“, so Heike Seidemann und Dirk Lewejohann im Vorwort. Mit dem Journalisten Axel Küppers, der seit 25 Jahren in Kempen lebt und arbeitet, hätten sie den idealen Partner für das Projekt gefunden. „Er wusste sofort, wen man ansprechen kann, die Ideen sprudelten“, sagt Lewejohann. Und alle, die er gefragt habe, hätten Ja gesagt, sagt Küppers erfreut.

Über die Altstadt aus Kindersicht berichteten ihm bei einem Spaziergang seine Enkel Oskar und Samu. Kempens Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger Karl-Heinz Hermans, der lange Vorsitzender des Martinsvereins war, legte den Fokus auf das aus Kempen nicht wegzudenkende Martinsfest und ließ Küppers auch an seinen ganz persönlichen Kindheitserinnerungen teilhaben.

Kunst kommt in den Spaziergängen nicht zu kurz

Den Blick nach oben richtet die Historikerin Ina Germes-Dohmen, die über die Dachziegel- und Röhrenindustrie am linken Niederrhein promoviert hat: Wer weiß schon, dass es unter den Kempener Dächern einen „Harlekin“ gibt? Nämlich auf dem bekannten Fachwerkhaus an der Peterstraße 5 (in dem sich das Strumpfhaus befindet): Silbergraue Hohlpfannen befinden sich auf der östlichen Seite des Spitzdachs, rote Flachdachpfannen auf der anderen Seite. Viel Wissenswertes folgt auf den nächsten Seiten. „Die korrekten Dachziegel sind wichtig für eine denkmalgeschützte Altstadt“, sagt Germes-Dohmen und hofft, durch das munter geschriebene Buch auch den ein oder anderen Mitarbeiter der Stadtverwaltung dafür zu sensibilisieren, wie sie bei der Buchvorstellung in der Thomas-Buchhandlung sagt.

Der Restaurator Antonius Kiwall hat maßgeblich dazu beigetragen, dass große Teile der Kempener Wallanlage erhalten geblieben sind. „Ich habe die Mauer aus allen Richtungen gesehen – auch von unten und von innen“, sagt Kiwall. Was ihm in Kempen besonders auffalle: „Immer wenn ich hier an einem Bauwerk arbeite, dauert es keine halbe Stunde, bis mich ein Bürger fragt, was ich da mache. Es ist schön, wie sehr die Kempener an ihrer Altstadt hängen“, sagt der Restaurator. Geschichten – auch viele lustige – über den Wall kann er viele erzählen, einige davon gab er Autor Axel Küppers beim Spaziergang preis.

Auch die Kunst kommt nicht zu kurz in den elf Spaziergängen durch die Kempener Altstadt. Der Kunst im öffentlichen Raum widmet sich die Künstlerin Edith Stefelmanns, die seit etlichen Jahren auch für die Stadt Kempen Skulpturenwanderungen durch Kempen anbietet. Spannendes über zwölf Kunstwerke hat sie Küppers während des Spaziergangs erzählt. „Der Skulpturenweg ist ja irgendwie mein Kind“, sagt Stefelmanns. Darüber für das Buch erzählen zu dürfen, habe ihr daher viel Freude gemacht. Es sei ein lockeres Gespräch gewesen, das Küppers schließlich zu Papier gebracht habe.

Auf originelle und Alltagskunst sowie sehenswerte Dinge, die schnell übersehen werden, hat der Fotograf und Künstler Gerhard Kuhl während des Spaziergangs aufmerksam gemacht. Ein Beispiel von vielen: Die sogenannten Stiefelkratzer an den Eingangstüren älterer Gebäude, die leider viel zu häufig entfernt würden. Seine Intention: „Nur was man kennt, kann man auch schützen.“ Die Gelegenheit, an dem Buch mitzuwirken, habe er daher gern genutzt.

Um das städtische Grün geht es beim Spaziergang mit Landschaftsarchitekt Burkhard Damm, über die Propsteikirche weiß Architekt Thomas Blohm-Schröder viel zu berichten, über das jüdische Leben und die in Kempen lebendige Erinnerungskultur sprach Küppers mit Ute Gremmel-Geuchen. Den seit 25 Jahren auf den Rollstuhl angewiesenen Bernd Faber begleitete Küppers ebenso durch die Altstadt wie Architektin Anouk von Gehlen, die Kempen-Fan ist, die Stadtentwicklung aber auch mit einiger Sorge betrachtet.