Überraschend milde Strafe für Kempener Brandstifter
Prozess: Weil Fabian F. ein Haus an der Mülhauser Straße angezündet hat, bekam er am Dienstag eine Bewährungsstrafe. 2009 hatte es noch drei Jahre Haft gegeben.
Kempen/Krefeld. Fabian F. hat Freudentränen in den Augen. Er muss nicht ins Gefängnis. Die 2. Große Strafkammer des Krefelder Landgerichts verurteilt ihn wegen schwerer Brandstiftung in einem minderschweren Fall zu zwei Jahren Gefängnis - auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Vor elf Monaten hingegen hatte ihn eine andere Kammer des Gerichts zu drei Jahren Haft ohne Bewährung und Einweisung in eine psychiatrische Klinik verurteilt. Dieses Urteil vom 11. Mai 2009 war vom Bundesgerichtshof (BGH) an die 2.Strafkammer zurück verwiesen worden. Den Karlsruher Richtern war die Strafzumessung zu hart ausgefallen.
Fabian F. (Name von der Redaktion geändert), dem neben schwerer Brandstiftung auch Diebstahl in mehreren Fällen vorgeworfen wurde, hatte in der Nacht zum 25. November 2007 in Kempen für Schlagzeilen gesorgt. Damals hatte er eine Wohnung an der Mülhauser Straße 34, in der er früher mit seiner Freundin Liliane Z. (24) wohnte, angezündet.
Vorangegangen war nach der Trennung im Frühjahr 2007 ein Monate dauernder Kleinkrieg, den F. gegen seine Ex und deren neuen Freund führte. Mit einem ihm verbliebenen Schlüssel verschaffte er sich Zugang zum Haus an der Mülhauser Straße und legte aus Rache Feuer in der Dachgeschosswohnung.
Diese brannte völlig aus. Das Haus ist inzwischen abgerissen. Über den Schaden in Höhe von 400000 Euro hatte das Gericht nicht zu urteilen.
Die Kammer unter Vorsitz von Richter Herbert Luczak schloss sich mit dem Urteil Staatsanwältin Simone Eßer an. Neben dem Angeklagten, dem heute 24 Jahre alten angehenden Dachdecker, der früher im Kempen wohnte, überraschte die Milde des Gerichts sowohl Verteidiger Stefan Tierel (Düsseldorf) wie auch Nadine Langen von der Viersener Jugendgerichtshilfe.
Ausschlaggebend ist dafür laut Gericht die Entwicklung des Angeklagten in den vergangenen anderthalb Jahren. Nach einer dreimonatigen Untersuchungshaft 2008 lernt er seine heutige Frau Nuray (23), eine Medizinfachangestellte, kennen. Unter ihrem Einfluss macht er Schluss mit Alkohol und Drogen, konvertiert zum Islam, nimmt einen neuen Namen an. Er absolviert derzeit eine Ausbildung zum Dachdecker, ändert sein gesamtes Verhalten. Diese positive Entwicklung wird auch von mehreren Sachverständigen bestätigt. Gerichtshelferin Langen: "Es hat ein deutlicher Wandel stattgefunden. Fabian ist gereifter und zugänglicher."